Stefan Zweig

Stefan Zweig (* 28. November 1881 in Wien; † 23. Februar 1942 in Petrópolis, Bundesstaat Rio de Janeiro, Brasilien) war ein österreichischer Schriftsteller.

 

Stefan Zweig Funde

 

Stefan Zweig - Die Lyrik

 

Stefan Zweig wurde als Sohn des wohlhabenden jüdischen Textilunternehmers Moriz Zweig und dessen Gattin Ida Brettauer, Spross eines reichen Kaufmannsgeschlechts aus Hohenems, geboren. Er wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Alfred in einer prächtigen Wohnung am Wiener Schottenring auf. Die Familie Zweig war nicht religiös, Zweig selbst bezeichnete sich später als „Jude aus Zufall“. Mit dem deutschen Schriftsteller Arnold Zweig ist er nicht verwandt.

Am Wiener Gymnasium Wasagasse legte er 1899 seine Matura ab. Anschließend an der Wiener Universität als Student der Philosophie eingeschrieben, mied er den Vorlesungsbetrieb so weit wie möglich und schrieb lieber für das Feuilleton der Neuen Freien Presse, deren Redakteur Theodor Herzl war. Nachdem Gedichte von ihm schon seit 1897 in Zeitschriften veröffentlicht worden waren, erschien 1901 der Gedichtband Silberne Saiten und 1904 seine erste Novelle Die Liebe der Erika Ewald. In diesem Jahr wurde Stefan Zweig mit einer Dissertation über Die Philosophie des Hippolyte Taine bei Friedrich Jodl in Wien zum Dr. phil. promoviert. Nach und nach entwickelte er eine markante Schreibweise, die behutsame psychologische Deutung mit fesselnder Erzählkraft und brillanter Stilistik verband. Neben eigenen Erzählungen und Essays arbeitete Zweig auch als Übersetzer der Werke Verlaines, Baudelaires und insbesondere Émile Verhaerens sowie als Journalist. Seine Bücher erschienen im Insel-Verlag in Leipzig, dessen Verleger Anton Kippenberg er schließlich freundschaftlich verbunden war und dem er die Anregung gab zur 1912 gegründeten Insel-Bücherei und zu den nach dem Ersten Weltkrieg erschienenen Buchreihen Bibliotheca mundi und Pandora mit originalsprachlicher Literatur.

Zweig pflegte einen großbürgerlichen Lebensstil und reiste viel, unter anderem besuchte er 1910 Indien und 1912 Amerika. Diese Reisen verschafften ihm immer wieder Kontakte zu anderen Schriftstellern und Künstlern, mit denen er oft lang anhaltende Korrespondenzen führte. Zweig war auch ein begeisterter und in Fachkreisen anerkannter Sammler von Autographen.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte Zweig, wie er in "Die Welt von Gestern" schreibt:

„... vorläufig keinerlei militärische Pflichten, da ich bei allen Assentierungen als untauglich erklärt worden war … Andererseits war es wieder unerträglich, in einer solchen Zeit als verhältnismäßig junger Mensch abzuwarten, bis man ihn herausscharrte aus seinem Dunkel und an irgendeine Stelle warf, an die er nicht gehörte. So hielt ich Umschau nach einer Tätigkeit, wo ich immerhin etwas leisten konnte, ohne hetzerisch tätig zu sein, und der Umstand, daß einer meiner Freunde, ein höherer Offizier, im Kriegsarchiv war, ermöglichte es mir, dort eingestellt zu werden.“

Es gelang dann auch, Rainer Maria Rilke im Alter von „fast vierzig Jahren“ „gleichfalls für unser abgelegenes Kriegsarchiv anzufordern… er wurde bald dank einer gütigen medizinischen Untersuchung entlassen.“ Zweig beschloss nun, auch unter dem Einfluss eines seiner Freunde, des französischen Pazifisten Romain Rolland, „meinen persönlichen Krieg zu beginnen: den Kampf gegen den Verrat der Vernunft an die aktuelle Massenleidenschaft.“ 1917 wurde er vom Militärdienst erst beurlaubt, später ganz entlassen. Er zog nach Zürich in die neutrale Schweiz, arbeitete dort als Korrespondent für die Wiener Neue Freie Presse und publizierte seine humanistische, den partei- und machtpolitischen Interessen völlig fern stehende Meinung auch in der deutschsprachigen Zeitung Pester Lloyd.

Nach Kriegsende kehrte Zweig nach Österreich zurück; er lebte in Salzburg im Paschinger Schlössl am Kapuzinerberg. Im Januar 1920 heiratete er die von dem Journalisten Dr. Felix von Winternitz geschiedene Friderike von Winternitz, die zwei Töchter in die Ehe brachte.

Als engagierter Intellektueller trat Stefan Zweig vehement gegen Nationalismus und Revanchismus ein und warb für die Idee eines geistig geeinten Europas. Er schrieb viel während dieser Zeit: Erzählungen, Dramen, Novellen. Die historischen Momentaufnahmen Sternstunden der Menschheit von 1927 zählen bis heute zu seinen erfolgreichsten Büchern.

1928 bereiste Stefan Zweig die Sowjetunion, wo seine Bücher auf Betreiben von Maxim Gorki, mit dem er im Briefwechsel stand, auch auf Russisch erschienen. Sein 1931 erschienenes Buch Die Heilung durch den Geist widmete er Albert Einstein. 1933 verfasste Zweig das Libretto für die Oper Die schweigsame Frau von Richard Strauss.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Deutschen Reich im Jahre 1933 wurde deren Einfluss auch in Österreich in Form von Bombenterror und unverhohlenen Auftritten der SA spürbar. Die Christlichsozialen setzten sich gegen die Nationalsozialisten zur Wehr – etwa durch ein Verbot der NSDAP nach einem Handgranatenüberfall auf Christliche Wehrturner. Zuvor hatten sie die Demokratie abgeschafft, um die Sozialdemokraten ausschalten zu können (siehe Selbstausschaltung des Parlaments); Zweig nahm die nationalsozialistische Bedrohung von Salzburg aus, quasi in Sichtweite des Domizils Hitlers auf dem Obersalzberg, sehr ernst und sah darin ein „Vorspiel [zu] viel weiterreichenden Eingriffen“.

Am 18. Februar 1934, wenige Tage nach dem Februaraufstand der Sozialdemokraten gegen den austrofaschistischen Ständestaat, durchsuchten vier Polizisten das Haus des erklärten Pazifisten Stefan Zweig, da er denunziert worden war, dass sich in seinem Haus Waffen des Republikanischen Schutzbundes befänden. Zweig merkte zwar, dass die Durchsuchung nur pro forma durchgeführt wurde, dennoch war er davon tief betroffen und stieg zwei Tage danach in den Zug und emigrierte nach London.

Im Deutschen Reich durften seine Bücher nicht mehr im Insel Verlag erscheinen, sondern wurden in Wien verlegt. Dennoch rissen die Kontakte nach Deutschland nicht ab. Er unternahm auch eine Reise nach Südamerika. Im März 1933 kam die Verfilmung seiner Novelle Brennendes Geheimnis in die Kinos. Da der Titel in Hinblick auf den Reichstagsbrand viel Anlass zu Spott bot, wurde die weitere Aufführung des Films verboten. Für Richard Strauss konnte er noch das Libretto zur Oper Die schweigsame Frau verfassen, die Oper wurde aufgrund persönlicher Genehmigung Adolf Hitlers in der Dresdner Oper aufgeführt, musste dann aber wegen des jüdischen Autors abgesetzt werden. Zweig wurde auf die Liste der Bücherverbrennungen gesetzt und 1935 in die Liste verbotener Autoren aufgenommen. Im österreichischen Ständestaat wurde er weiterhin ausgesprochen geschätzt, während er im nationalsozialistischen Deutschland als „unerwünscht“ galt. Sein reichsdeutscher Verleger, Anton Kippenberg vom Insel Verlag, musste sich von seinem bedeutendsten Erfolgsautor trennen. Im Exil in England lebend, konnte Zweig über den Reichner-Verlag in Wien nach wie vor ein deutschsprachiges Publikum erreichen; nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurden seine deutschen Schriften in Schweden gedruckt, wobei er international weiterhin einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit blieb.

Seine Ehe mit Friderike Zweig, von der er seit seiner Abreise aus Salzburg 1934 partiell getrennt lebte, wurde 1938 geschieden. Er hatte sich mit seiner Sekretärin Charlotte Altmann auf eine Liaison eingelassen, was seiner Frau nicht verborgen geblieben war. 1939 heiratete er Charlotte Altmann, die ihm auf seinen Reisen gefolgt war. Der Kontakt zu seiner ersten Frau brach aber nie ab, bis zu seinem Tode bestand ein vertrauter Briefkontakt und es kam auch zu verschiedenen persönlichen Begegnungen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm Stefan Zweig die britische Staatsbürgerschaft an. Aber bald verließ er London aus Furcht, dass die Engländer keinen Unterschied zwischen Österreichern und Deutschen machen würden und er dann als „Enemy Alien“ (feindlicher Ausländer) interniert würde. Über die Stationen New York, Argentinien und Paraguay gelangte er im Jahr 1940 schließlich nach Brasilien, einem Land, das ihm früher eine triumphale Begrüßung bereitet hatte und für das er eine permanente Einreiseerlaubnis besaß. Laut dem Zweig-Biographen Alberto Dines erhielt Zweig als Prominenter trotz des Antisemitismus, der die Diktatur Getúlio Vargas’ kennzeichnete, dieses Dauervisum, da er im Gegenzug ein Buch zugunsten Brasiliens verfassen wollte.

1941 erschien die Monografie Brasilien und 1942 die Schachnovelle. Ebenfalls 1942 erschien postum seine Autobiografie unter dem Titel Die Welt von Gestern.

Die 1941 erfolgte Aberkennung des Doktorats durch die Nationalsozialisten wurde mit Senatsbeschluss der Universität Wien vom 10. April 2003 für nichtig erklärt.

In der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1942 nahm sich Stefan Zweig in Petrópolis (bei Rio de Janeiro) mit einer Überdosis Veronal das Leben. Depressive Zustände begleiteten ihn seit Jahren. Der Totenschein nennt als Zeitpunkt des Todes 23. Februar 1942, 12 Uhr 30, und als Todesursache „Einnahme von Gift – Suizid“. Seine Frau Lotte folgte Zweig in den Tod. Hausangestellte fanden beide gegen 16 Uhr in ihrem Bett: ihn auf dem Rücken liegend mit gefalteten Händen, sie seitlich an ihn geschmiegt.

In seinem Abschiedsbrief hatte Zweig geschrieben, er werde „aus freiem Willen und mit klaren Sinnen“ aus dem Leben scheiden. Die Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ hatte ihn für sein Empfinden entwurzelt, seine Kräfte seien „durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft“. Zweigs Entscheidung, sein Leben zu beenden, stieß nicht überall auf Verständnis, zumal seine materielle Existenz, anders als die vieler Schriftstellerkollegen im Exil, gesichert war. Stefan Zweig wurde ein Symbol für die Intellektuellen im 20. Jahrhundert auf der Flucht vor der Gewaltherrschaft. In diesem Sinne wurde in seinem letzten Wohnhaus in Petrópolis die Casa Stefan Zweig eingerichtet, ein Museum, das nicht nur die Erinnerung an sein Werk bewahren soll.

Werke

  • Silberne Saiten. Gedichte. 1901
  • Die Philosophie des Hippolyte Taine. Dissertation, 1904
  • Die Liebe der Erika Ewald. Novellen. Buchschmuck v. Hugo Steiner-Prag, Fleischel & Co., Berlin 1904
  • Die frühen Kränze. Gedichte. Insel, Leipzig 1906
  • Tersites. Ein Trauerspiel. In drei Aufzügen, Leipzig 1907
  • Emile Verhaeren. Leipzig 1910
  • Brennendes Geheimnis, 1911
  • Erstes Erlebnis. Vier Geschichten aus Kinderland: : Geschichte in der Dämmerung. Die Gouvernante. Brennendes Geheimnis. Sommernovellette., Insel, Leipzig 1911
  • Das Haus am Meer. Ein Schauspiel in zwei Teilen. (In drei Aufzügen) Leipzig 1912
  • Der verwandelte Komödiant. Ein Spiel aus dem deutschen Rokoko. Leipzig 1913
  • Jeremias. Eine dramatische Dichtung in neun Bildern. Leipzig 1917
  • Erinnerungen an Emile Verhaeren, Privatdruck 1917
  • Das Herz Europas. Ein Besuch im Genfer Roten Kreuz. Umschlagzeichnung von Frans Masereel, Rascher, Zürich 1918
  • Legende eines Lebens. Ein Kammerspiel in drei Aufzügen. Insel, Leipzig 1919
  • Fahrten. Landschaften und Städte. Tal, Leipzig und Wien 1919
  • Drei Meister: Balzac – Dickens – Dostojewski. (= Die Baumeister der Welt. Versuch einer Typologie des Geistes, Band 1), Insel, Leipzig 1920
  • Marceline Desbordes-Valmore. Das Lebensbild einer Dichterin. Mit Übertragungen von Gisela Etzel-Kühn, Leipzig 1920
  • Der Zwang. Eine Novelle, Insel, Leipzig 1920
  • Romain Rolland. Der Mann und das Werk. Rütten & Loening, Frankfurt 1921
  • Brief einer Unbekannten. Lehmann & Schulze, Dresden 1922
  • Amok. Novellen einer Leidenschaft. Insel, Leipzig 1922
  • Die Augen des ewigen Bruders. Eine Legende. Leipzig 1922 (Insel-Bücherei 349/1)
  • Phantastische Nacht. Erzählung. Die Neue Rundschau. Jahrgang 33. Berlin 1922
  • Frans Masereel (mit Arthur Holitscher), Axel Juncker, Berlin 1923
  • Die gesammelten Gedichte. Insel, Leipzig 1924
  • Die Monotonisierung der Welt. Essay. Berliner Börsen-Courier, 1. Februar 1925
  • Angst. Novelle. Mit Nachwort von E. H. Rainalter, Reclam, Leipzig 1925
  • Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin – Kleist – Nietzsche. (= Die Baumeister der Welt, Band 2), Insel, Leipzig 1925
  • Ben Johnson’s „Volpone“. Eine lieblose Komödie in drei Akten. Frei bearbeitet von Stefan Zweig. Mit sechs Bildern nach Aubrey Beardsley, Kiepenheuer, Potsdam 1926
  • Der Flüchtling. Episode vom Genfer See. Bücherlotterie, Leipzig 1927
  • Abschied von Rilke. Eine Rede. Wunderlich, Tübingen 1927
  • Verwirrung der Gefühle. Drei Novellen. (Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau,
  • Untergang eines Herzens, Verwirrung der Gefühle) Insel, Leipzig 1927
  • Sternstunden der Menschheit. Fünf historische Miniaturen. Leipzig o. J. (1927, Insel Bücherei 165/2)
  • Drei Dichter ihres Lebens. Casanova – Stendhal – Tolstoi. (= Die Baumeister der Welt, Band 3), Insel, Leipzig 1928
  • Rahel rechtet mit Gott. In: Insel-Almanach auf das Jahr 1929, S. 112–131, Insel, Leipzig 1928
  • Joseph Fouché. Bildnis eines politischen Menschen. Insel, Leipzig 1929
  • Das Lamm des Armen. Tragikomödie in drei Akten. (neun Bildern), Insel, Leipzig 1929
  • Vier Erzählungen. (Die unsichtbare Sammlung. Episode am Genfer See. Leporella. Buchmendel). Insel, Leipzig 1929 (Insel Bücherei Band 408, 1. Aufl.) 96 Seiten
  • Die Heilung durch den Geist. Mesmer – Mary Baker Eddy – Freud. Leipzig 1931
  • Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters. Leipzig 1932; 1938 von W. S. Van Dyke verfilmt (Marie-Antoinette)
  • Marie Antoinette The Portrait of an Average Woman (1932) ISBN 4-87187-855-4
  • Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam. Herbert Reichner, Wien 1934
  • Die schweigsame Frau. Komische Oper in drei Aufzügen. Libretto, frei nach der Komödie Epicoene, or The Silent Woman von Ben Jonson. Musik von Richard Strauss. Fürstner, Berlin 1935. UA 24. Juni 1935 Dresden (Staatsoper)
  • Maria Stuart. Reichner, Wien 1935
  • Gesammelte Erzählungen, 2 Bände (Band 1: Die Kette, Band 2: Kaleidoskop), Wien 1936
  • Castellio gegen Calvin oder. Ein Gewissen gegen die Gewalt, Wien 1936
  • Der begrabene Leuchter. Novelle. Wien 1937
  • Begegnungen mit Menschen, Büchern, Städten, Wien 1937
  • Magellan. Der Mann und seine Tat. Wien 1938
  • Ungeduld des Herzens. Roman. Bermann-Fischer/Allert de Lange, Stockholm/Amsterdam 1939
  • Brasilien. Ein Land der Zukunft. Bermann-Fischer, Stockholm 1941
  • Schachnovelle. Buenos Aires 1942
  • Zeit und Welt. Gesammelte Aufsätze und Vorträge 1904–1940. (u.A. Das Geheimnis des künstlerischen Schaffens 1938 London) Bermann-Fischer, Stockholm 1943
  • Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Stockholm 1942
  • Amerigo. Die Geschichte eines historischen Irrtums. Stockholm 1944
  • Legenden Stockholm 1945
  • Balzac. Roman seines Lebens. Hrsg. Richard Friedenthal, Stockholm 1946
  • Fragment einer Novelle. Hrsg. Erich Fitzenbauer. Mit 4 Original-Lithographien von Hans Fronius, Wien 1961
  • Rausch der Verwandlung. Roman. Aus dem Nachlass hrsg. v. Knut Beck 1982
  • Vorwort zu Max Brod´s Roman "Tycho Brahes Weg zu Gott"

Quelle: Wikipedia