- Alle Texte sind orthografisch unverändert übernommen.
Die Anordung der Texte entspricht der Anordnung im vorliegenden Buch -
S I D O N I E N A D H E R N Y
ZU EIGEN
Verwandlung
Stimme im Herbst, verzichtend über dem Grab
auf deine Welt, du blasse Schwester des Monds,
süße Verlobte des klagenden Windes,
schwebend unter fliehenden Sternen —
raffte der Ruf des Geists dich empor zu dir selbst?
nahm ein Wüstensturm dich in dein Leben zurück?
Siehe, so führt ein erstes Menschenpaar
wieder ein Gott auf die heilige Insel!
Heute ist Frühling. Zitternder Bote des Glücks,
kam durch den Winter der Welt der goldene Falter.
Oh knieet, segnet, hört, wie die Erde schweigt.
Sie allein weiß um Opfer und Thräne.
*
Vergleichende Erotik
So wird das Wunderbild der Venus fertig:
Ich nehme hier ein Aug, dort einen Mund,
hier eine Nase, dort der Brauen Rund.
Es wird Vergangenes mir gegenwärtig.
Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit,
hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen.
Und leben wird durch meine Lebenszeit
das Venusbild, das meinem Kopf entsprungen.
*
Leben ohne Eitelkeit
Sieh, mein Außenbild ist fügsam,
sieh, mein Haben, so genügsam,
achtet wohl des Gleichgewichts.
Hat es wenig, dankt für viel es,
wahrt des Weges, Maßes, Zieles
und Verzichts.
Doch mein Innensein verzichtet,
eh es sich genügsam richtet,
achtet nicht des Gleichgewichts.
Immer steig' es oder fall' es,
hat es vieles, will es alles
oder nichts!
*
Zwei Läufer
Zwei Läufer laufen zeitentlang,
der eine dreist, der andre bang:
Der von Nirgendher sein Ziel erwirbt;
der vom Ursprung kommt und am Wege stirbt.
Der von Nirgendher das Ziel erwarb,
macht Platz dem, der am Wege starb.
Und dieser, den es ewig bangt,
ist stets am Ursprung angelangt.
*
Mein Weltuntergang
Mir träumte, daß ich eben noch zurecht kam,
als unterging die Welt, vor meinen Augen
tat sie es, eben noch kam ich zurecht,
denn auf ein Haar war' ich zu spät gekommen.
Ich stand auf einem Vorsprung von Sorrent,
Signore! rief der Wirt, und subito
sank Capri, hastenichgesehn, ins Meer.
Schon aber wars für uns auch nicht geheuer,
und eine Riesenflamme stach herüber,
weil einer drüben noch am Gashahn spielte.
Am sichersten, sagt einer, wärs in Wien,
wann geht der Zug, schon zeigt auch der Vesuv
der Welt die Zunge, sichrer ists in Wien,
Schon ist der Wirt erstickt und in Neapel
beteuern tausend Kuppler ihre Unschuld,
denn ihrer aller Hure sei gestorben,
und bieten zum Ersatz den letzten Knaben.
Viel sicherer wärs freilich jetzt in Wien,
wie aber kommt man bei dem Untergang
hinüber, oben schweift schon ein Komet,
der Mond ist übernächtig und die Sonne,
die schläfrige, macht heute Überstunden,
jedoch die Grotte hat heut blau gemacht
und gelb vom Schwefel eines Fremdenführers
befremdet auf der Stelle sie den Fremden,
Leuchtkugeln läßt beim Feuerwerk des Himmels
ein Bravo Stuwer in die Gärten schwirren
und aus der Barke gellt der Hilferuf
des alten Lohndieners sein »Tramontano!«,
auch der von »Loreley!« ist schon zur Stelle,
der Leiermann spielt bella Napoli,
nimmt ewig Abschied, will mit einem Aug',
das zweite ist kaput, Neapel sehn
und sterben. Voller Schrecken ist die Nacht.
Ein Zuhälter mit einem halben Ohr,
als Legitimation zeigt er es vor,
ist hier und dort und läßt mich nicht mehr los,
beteuert fort, er selbst sei der padrone.
Am sichersten ists sicher jetzt in Wien,
was macht man heute abend in Sorrent,
meine Geliebte schläft mit einem Bettler,
es regnet Blut und ich hab keinen Schirm,
man schließt das Kino, hundert arme Kinder
sind ausgesperrt und scharen sich um mich,
verlangen noch die letzte Zigarette.
Dann sind sie tot. Ein Kutscher schlägt sein Pferd
und ruft mit letzter Leidenschaft sein »Ah!«
Wer lebt noch außer mir? Denn lebte einer,
müßt' den Verlust er auf Millionen schätzen.
Jetzt springt die Flut, die Flamme brennt ins Meer,
und eine Tafel wird am Fels befestigt,
darauf gedruckt schon, nicht geschrieben steht:
Preßburger, kaiserlicher Rat, gesund!
*
Beim Anblick einer sonderbaren Parte
Fängt so der Tod an? Im Annoncenteil?
Dahin denn kommt man?
Ein Friedhof, wo Bestattung Leichenschändung ist!
Nichts als Gewinnsucht steht um diese Särge.
Ob Feuer oder Erd' — zuerst die Zeitung!
Und wieder einen haben sie dahin getragen.
Und wieder einen.
Ein Trauerrand trennt doch den Tod vom Geld:
es kommt zum Rand, doch nicht zum Tode.
Hier ist geweihter Grund.
Die Seele ist nicht feil um einen Heller.
Halt — halt — halt — halt! Wer ruft dort aus der Gruft!
8 Kronen 40!
8 Kronen 40 Heller in der Parte!
In dieser Parte steht: 8 Kronen 40!
Wer hat das ausgeheckt? Wem fiel das ein?
Seht näher hin: ein Trauerrand — kein Zweifel!
Und er umgibt die Mitteilung: vorrätig — —
Es ist kein Blendwerk. Deutlich steht es hier.
Ein Trauerrand ist's um die Mitteilung:
vorrätig bei —
vorrätig bei Buchhändler Hugo Heller!
8 Kronen 40 wirft er in die Gruft!
8 Kronen 40 liegen in der Gruft.
8 Kronen 40 gibt die Gruft zurück!
Wie? ist das Geld gestorben? Starb ein Buch?
Der Autor starb.
Und das ersieht man prompt aus jener Parte
gleich nebenan, die das Begräbnis anzeigt.
Der Tod ein Sandwichman?
Der Sarg 'ne Litfaßsäule? Faßt euch.
So starb das Geld nicht, es erschlug den Tod,
und trauert nun um ihn. Nimmt sich den Anteil.
Unlautere Kondolenz besteht am Platz.
Der Tod ist pleite. Einfach der Kalkül:
Tut er, was er kann,
tut sie auch, was sie kann.
Und sie kann!
*
Tod und Tango
Zwei Tänzer, er und sie, doch wollte sie
mit ihm nicht mehr, nur mit dem andern tanzen.
Er nur mit ihr, und da sie ihm entsprang,
holt' er sie ein und trieb sie um den Tisch
im Tanz. Und so nahm er sie um die Taille,
und kam zu nah und drückte sie zu Tode.
Und blieb am Leben, als er selbst sich traf
und ward für den verbotnen Tanz verhaftet.
Die Presse fand den Fall sehr intressant,
galant, pikant, charmant, nicht larmoyant,
doch weil es einer von den ihren war,
mit ihr verwandt, Geschworne sind imstand,
fand sie den Fall im höchsten Maß genant.
Er war vom Bankverein und lebenslustig;
wie schade, hieß es, daß der Trennungsschmerz
ihn übermannt, er war nicht bei Verstand,
er hatte Grund, sie waren stadtbekannt,
wer hätt' es am Concordiaball geahnt,
u. a. genannt, in jedem Tanz gewandt,
was will man mehr, ein bißl überspannt,
sonst tanzten sie noch heut und jetzt verliere
die Wiener Creme und ausgerechnet jetzt
die besten Tänzer, in der Hochsaison.
In dieser Tonart schrieben sie, nicht fassend,
ein Bankbeamter solle Mörder sein
und wenn schon, wegen Mords verurteilt werden.
Der Angeklagte soll in seine Bank,
nicht auf die Bank des Angeklagten kommen!
Mord ist kein standesmäßiges Delikt;
steckt die Behörde solchen Mörder ein,
ist sie imstand und faßt auch die Betrüger!
Dies tut sie nicht und jenes tu' sie nicht.
Ein Bankbeamter, der gemordet hat,
ist nicht bei Sinnen. Im Moment der Tat
war er meschugge, damals wenigstens.
Der Bankverein war gleichfalls dieser Ansicht
und die Psychiater schlössen sich ihm an.
Und in die Zelle kam die frohe Botschaft,
der Bankbeamte werde nur beurlaubt,
nicht pensioniert und habe Anspruch auf
Gehaltserhöhung, denn dem Institut
sei er jetzt unentbehrlich und darum
ernenne es ihn gleich zum Prokuristen.
Die Psychiater waren auch der Ansicht.
Es sei kein Zweifel, daß der Prokurist
sinnesverwirrt war im Moment der Tat,
so daß der Sinnsverwirrte glauben konnte,
er sei schon, was er damals noch nicht war,
er sei im Tatmoment befördert worden,
kein Mörder in der Tat, doch im Moment
ein Prokurist. So ward er im Moment
der Tat, noch eh er ihrer angeklagt,
schon freigesprochen, daß er gar nicht wußte
wie ihm geschah, und er verwirrt im Sinn,
ganz Prokurist, an seine Arbeit ging
und anfangs seine Bank, die zu ihm hielt,
für jene andre, die ihm drohte, hielt,
und über beide Bänke sprang und tanzte,
wie er gewohnt es war von Kindesbeinen.
Doch kam es so, wie es die Psychiater
mit kundigem Blick erkannt: Die Sinnsverwirrung
war nur vorübergehend, ganz normal
verlief hierauf die weitere Entwicklung.
In dieser Stadt, in der die besten Grüßer
die besten Bürger sind, die besten Tänzer
jedoch die Helden, hier macht nichts unmöglich.
Der Freispruch ist nichts anderes als der Mord:
Jourunterhaltung und Friseurgespräch,
das der Betroffene gleich selber führt,
und sitzt das Messer ihm noch an der Kehle,
so ist es vom Barbier, und überstand er's,
zieht ihm die Neugier ein Triumphspalier,
durch das er in ein anderes Cafe geht.
Doch geht er, wenn er will, auch in das alte,
weil man sich gar nicht zu genieren braucht.
Und wird mit höherem Gehalt und Ansehn
das, was er war, ein Liebling der Gesellschaft,
und geht bei Tag ins Amt, bei Nacht zum Tanz.
In diesem Tanz der sittlichen Instanzen,
bei dem die alte Gardedame Themis
darum besorgt war, daß die liebe Jugend
nicht sitzen blieb, sondern im Gegenteil
das Tanzrecht sich eroberte, war alles
all right, korrekt und ging so wie am Schnürchen,
das selbstverständlich nicht des Henkers war.
Die Psychiater waren sachverständig.
Wenn sie auch keine Spielverderber sind,
war's ihnen dennoch ernst mit ihrem Ausspruch.
Von Protektion kann keine Rede sein,
denn dieser Angeklagte war kein Jud.
Er war das Taufkind eines höhern Richters.
Doch dies Gerücht bekümmert kein Gericht;
und wenn es wahr ist, umso wichtiger war es,
den Fall vor der Verhandlung abzuschließen.
Denn eh man zuläßt, daß die zwölf Geschwornen
den Ehmann, der die Frau erschossen hat,
freisprechen, spricht man lieber gleich ihn frei.
Geschworne sind imstand und sprechen frei.
Sie sprechen gern den Mann, der eine Frau,
sei's wegen Eifersucht, sei's wegen Habsucht,
sei es in Wien, sei es in Leitmeritz,
ermordet hat, von Straf und Skrupel frei.
Nur wenn ein Doppelselbstmord fehlgegangen,
dann schicken sie den Elenden zum Galgen;
doch wenn es dem Gesellen eines Schlossers
gelungen ist, die glüh'nde Eisenstange
dem lang gequälten Lehrling in den Bauch
zu stoßen, sprechen die Geschwornen frei.
Solch sprunghaft ungewisser Volksjustiz,
die heute so und morgen anders urteilt,
entzieht man besser einen bessern Menschen
und lieber früher als später stellt man fest,
daß ihm der Sinn verwirrt war, als er's tat.
Wie aber? Ist mir nicht der Sinn verwirrt?
Was seh ich? Eine zitternde Matrone
zum Tod verurteilt wegen Hysterie?
Im Klimakterium tötet sie den Mann,
der sie verließ, sie rächt den letzten Wunsch
nach einer Mitlust, die nur Mitleid ist,
nicht ihr Verstand, ihr Schoß schoß auf den Mann
und die Psychiater wissen es und sagen,
sie sei trotz alledem verantwortlich?
Zwar im Affekt, doch auch aus Eitelkeit
hat sie die Tat verübt und ihre Schuld
sei nur der übertriebene Egoismus? —
Ihr Götter, wenn ihr Mitleid mit ihr habt,
mit Themis, eurer welk gewordenen Schwester,
so schützt sie, duldet nicht, daß sie den Henkern
zum Opfer falle, die so blind wie sie!
Seht hin, o seht, wer für dieselbe Tat
zum Tod verurteilt, wer befördert wird.
Seht dieses Jammerbild der greisen Wollust,
seht, wie der Tod den Lebemann verschont.
Seht dort die Mutter und die jüngere Tochter,
sinnesverwirrt seit dem Moment der Tat,
von der das Blut nicht aus dem Zimmer schwindet,
jetzt angstvoll auf die Türe, ob nicht wieder
der Mann mit dem Revolver komme, starren.
Er tut nichts Böses mehr. Wie geht es ihm?
Was macht er nun? Begeht den Tag der Tat,
den Jahrestag der Frau, die er verloren?
Sie tanzten beide, eines ist gestorben.
Fastet er einmal? Oder tanzt zur Trauer?
Warum nicht, recht hat er, ein junger Mann,
sagt die Gesellschaft, soll sich amüsieren.
Er schlägt die Zeit jetzt tot, was bleibt ihm übrig,
da er doch seine Gattin nicht mehr hat?
Sie starb am Tanze, er ist lebenslustig.
Genug lang saß er, während rings die Welt
im alten Tanz sich drehte, und den neuen,
den Tango, in der Zwischenzeit erfand.
Soll solch ein Tänzer ihr verloren sein?
Er kam zurecht, er holte alles ein,
er ist auf freiem Fuß, er schwingt das Bein,
geht in die Bank und von der Bank zur Bar.
Wo ist die Tänzerin? 's ist bald ein Jahr,
da fiel sie hin, da lag sie auf der Bahr.
Und er tanzt weiter, Menschen sehen zu,
das Sinnverwirrende läßt ihnen Ruh.
Wer ist es? Wer? Wer betet dort? Wer lebt?
Wer tanzt dort mit dem Knie? Wer springt und schwebt?
O unerhörte Möglichkeit der Welt,
die nicht dem Chaos in die Arme fällt,
die so ermüdet, weiter dazu singt
und so erschüttert, nicht in Splitter springt!
Unschuldig ist der Tänzer, schuld die Zeit,
nicht zu vergehn bei solcher Lustbarkeit!
Die Nacht entflieht vor solchem Solotanz,
doch wird es Tag und solch ein Tag bleibt ganz.
Und er hat Stunden. Keine aber weckt
das Leben zum Gebet und keine schreckt
die Sünde, keine mahnt und keine klagt
und keine dumpf ihr vivos voco sagt
und keine Glocke weint ihr mortuos plango.
Das Leben starb. Die Mörder tanzen Tango.
*
Die Leidtragenden
Du großer Gott der Großen und der Kleinen!
Du prüfst die Großen, weil es Kleine gibt.
Du prüftest einmal Kleine durch den Großen.
Und riefst ihn weg. So hat er diese Prüfung
als Prüfer und Geprüfter schlecht bestanden.
War dies die Absicht, als du Tod und Leben
zu seligem Unterschied erfunden hast?
Stürzt in die Bresche der Unendlichkeit
der irdische Feind, ein tollgewordener Haufe?
Und ist das Leid nicht göttlicher Besitz,
daß die es tragen, die gekreuzigt haben?
Ist selbstvergoss'nes Blut nur ein Rubin,
ein falscher Diamant die echte Thräne,
ein Putz, den sich die Judasfratze borgt?
Dann ist die Zeit zu Ende und nichts bleibt
als Deine Prüfung. Laß es sie entgelten,
in Stadt und Staat die Mißgebornen fühlen,
daß es vollbracht ist! Nimm ihr eigenes Blut
und traure über sie mit Gottes Thräne!
*
Kriegsberichterstatter
Wie? Es gibt Krieg? Wir wissen es von solchen,
die noch ihr dreckiges Ich haben, das erzählt,
in welcher Stimmung sie den Krieg besichtigt?
Ein Schlachtroß fand' es unter seiner Würde
mit seinem linken Hinterfuß die Krummnas'
von sich zu stoßen — und die oben sitzen,
empfangen sie, und stehn ihr Red' und Antwort,
verköstigen an ihrem eigenen Tisch
den Auswurf? Wie, war das Ereignis denn
nicht stark genug, den innern Feind zu schlagen?
Er dringt zur Front, macht sich ums Blatt verdient?
Stellt uns den Krieg vor, stellt sich vor den Krieg?
Er wird nicht untergehn? Er lebt? Er dient nicht?
Nicht exerzieren müssen die Gemeinen?
Ist es ein Krieg? Ich denk' es ist der Friede.
Die Bessern gehen und die Schlechtem bleiben.
Nicht sterben müssen sie. Sie können schreiben.
*
Eeextraausgabeee —!
Nun sind's so viele Monde, daß der Ruf
der hiesigen Natur intabuliert ist.
Nie mehr wird er verschwinden. Täglich, stündlich,
in jeglicher Minute nahm ihr Ohr
ihn auf. Er bleibt ihr fortan einverleibt.
Sie hört ihn, wenn der letzte Anlaß, ihr
so zuzusetzen, längst begraben ist;
sie tönt ihn noch, wenn ihn kein Mund mehr ruft;
und täglich, stündlich wird es sein, wie jetzt.
Wann immer du dein Haus verlassen willst,
wo immer du aus einem Tor hinaustrittst,
wo du auch gehst und stehst, der Ruf ereilt dich,
ist da und packt dich, hat dich, hält dich fest
und zwickt dich, und du mußt ein Ohr behalten
für die Stationen dieser Höllenfahrt,
wirst wissen, wie die Welt läuft, je nachdem.
Die Stadt, der alles Chaos wird zum Bild,
zum Sinnbild ihrer selbst, zum Wahrzeichen,
und zur Musik auch, hat dich lebenslänglich
genarrt mit falscher Optik. Und nun ist
im Drang der Zeit die falschere Akustik
ihr zugewachsen. Menschen standen schlecht
im Raum; im Knäuel des Verkehrs warst du
imstand, den Teint zu unterscheiden. Schau,
der hat ein weißes Haar hier an der Schläfe,
und der Passant dort wird halt auch schon alt.
Gut aufgelegt ist der heut, jener aber
muß Sorgen haben. Lauter Solospieler
begegnen dir, es fehlt Komparserie;
du triffst nur immer solche, die im Chor
so mitzuwirken aus Gefälligkeit
entschlossen sind. Doch stellt sich vor der Oper
ein Mann nur hin, so ist dir jede Aussicht
ins weitere Leben gänzlich abgesperrt.
Im Korridor des Schnellzugs ein Reklambild,
zur Anlockung der Fremden angebracht,
zeigt dir den Platz, ein rechtes Großstadtzentrum
und du erkennst gleich die Persönlichkeit
von drei Passanten, einer wendet sich
und lächelt zu dir, wissend, was er ist.
Er ist, was eben jeder Wiener ist,
und jeder anders: eine Sehenswürdigkeit.
Am Fuße jedes ihrer Einwohner
liegt diese Stadt. Es ist halt ein Malheur.
Ein Schnurrbart zwirbelt sich als Hindernis,
du kannst nicht weiter, ohne anzustoßen.
Leicht beieinander wohnen die Gedanken,
doch hart im Räume stoßen sich die Wiener.
Sie stehen umeinander unter andern
und stehn auch in der Zeitung so herum,
anwesend stets, die eigene Ausstellung
eröffnend, nur verbunden durch den Gruß,
denn jeder hat die Ehre, keiner hat sie.
Wie kam denn das? Bei Gott, der schlechte Zeichner
neuwienerischen Farbenwitzes hat
den Menschen hier nach seinem Ebenbild
geschaffen, alles ist lebendig, springt,
ist quietschvergnügt und dennoch todesstarr.
Ein Schönpflug zog des Lebens Ackerfurche,
aus der kein Halm mehr wächst. Die Luft ist Wand,
an der der Mensch klebt, hoffnungslos verzappelt,
und alles ist verschoben, ist verrückt
nach dem Gesetz der falschen Perspektive.
Und etwa noch nach dem Gesetz der Trägheit,
indes die Schwerkraft aufgehoben ist.
Die Menschen schreiten auf dem Fleck, die Pferde
sie hängen in der Luft. Er ist ein Dämon.
Was geht, das steht; was steht, das fällt; was fällt,
das geht. Im Zerrspiegel siehst du die Leute,
sie sind zu dick, zu dünn, Lachkabinett
ist ihre Wohnung und die Weltkugel
ein buntes Glas, worin bald breit, bald lang
der Wiener lachend sein Gesicht beschaut.
Verzeichnet sind sie und verzeichnet stehn sie
im Schicksalsbuch. Der Zeichner war ein Dämon.
Nun aber hat sich, wer will es bezweifeln,
ein böser Musikant hineingemischt.
Du warst genötigt, Menschen anzusehn,
die du nicht sehen wolltest. Die du aber
nicht hören wolltest, die mußt du nun hören.
Ein Knirps hier macht den Horizont dir voll,
wenn den der Stephans türm dir nicht verdeckt hat:
du siehst nichts andres mehr, du lebst im Dunkel.
Nun füllt er dir den Weltraum mit Geräusch:
du hörst nichts andres mehr! Hat die entfesselte
Schar von Proleten, die einst an der Wand
des Lebens stand und stumm war, stumm die Hand
zum Betteln zeigte, denn kein Lampenfieber?
Proles ist Prodromos. Das rast und rennt
dem Sieg voran und will ihn überbieten.
Das sind die wahren Herolde der Tat,
in ihrer Unbegreiflichkeit ist aller
Zusammenhang mit ihr — so halt sie auf,
mach sie verantwortlich und frage sie:
wie lang' es, wenn sie's schon verschuldet haben,
nach ihrer Meinung wohl noch dauern mag!
Sie wissen es, sie kommen von der Quelle,
sie rühmten sonst so laut sich nicht der Tat.
Was steckt wohl hinterm Spuk? Hier ist ein Pflaster,
daß sich die Technik auf die Füße trete.
Reste von Wald und Blut empörten sich
und wollten anders als der Taxameter.
Sie hatten recht, nun aber ist er da:
so funktioniert denn nur das Handgemenge,
in dem Natur hier kämpft mit dem Betrieb,
ohnmächtig beide, beide unterliegend.
Verstecken spielt das Individuum,
spaßt mit der Technik und treibt Schabernack,
unfaßbar hinter einem Telephon,
doch immer gegenwärtig, gutgelaunt: »Ja,
mir haben Sie die Nummer nicht gesagt!«
Unsichtbar will sie ein Gesicht doch haben.
Sie ist nicht Amt, sie hat noch eine Meinung;
sie sagt nicht: »Hier Amt«, sie sagt frisch: »Hailoh?«;
sagt die »Hailoh« hier, sagt die andere »Bitte«!;
die dritte sagt nicht »Bitte«, sondern anders,
die ist's, die »Pittapittapitta« sagt.
Ich kenne sie genau, ich unterscheide,
doch nützt es nichts, denn sie verleugnen sich.
Gespräche geben sich ein Rendezvous
und tauschen, rauschen, lauschen, plauschen, mauscheln
und hatschen, ratschen, tratschen miteinand,
die Drähte liegen wie nur Kraut und Rüben,
nein, Kraut und Rüben liegen wie die Drähte,
sie liegen Kruzitürken übereinand!
Das Telephon ist Störung. Das Bureau
für Störung aber ist die Zuflucht jener,
die nicht gestört sein möchten. Hundert Käuze
sind dort im Ruhstand, jeder lebt für sich,
läßt dich noch einmal alles sich erzählen,
wie sich's begeben hat und wie es oft
im Leben schief geht, kann man halt nichts machen.
So ward das Chaos aus der Welt erschaffen.
Das Leben ist nur eine Unterbrechung,
der Mensch ist falsch verbunden mit der Zeit.
Dem unverständlich, der sie spricht, die Sprache.
Sagst zwei du, ist es drei, hört fünf sie, sieben,
neun ist soviel wie eins. Das Einmaleins
der Hexen ist es, das dich so betrügt;
magst welche Nummer immer du verlangen,
sie kommt dir nicht heraus, und wäre sie
dir selbst erlangbar, glückt es dennoch nicht:
frei ist besetzt, besetzt ist aber frei,
du sprichst mit einem und es ist ein andrer.
Alles ist windschief und des Lebens Sinn
der Irrsinn und des Lebens Instrumente
parieren nicht dem Leben und der Zweck
ist widerspenstig, wenn die Mittel wollen.
Ein ewiger Zank mißfälligen Dialekts
von schlaffen Zungen, die das Wort nicht halten,
füllt Tag und Nacht und nennt sich Pallawatsch,
und schmeckt wie das Gemisch, das diesen Zungen
ein Wohlschmack ist: der eingebrannte Brei,
bereitet aus Gemüsen wie Gehirnen.
Gut eingestäubt nach dem Rezept sind auch
die Straßen und der allbeliebte Kot
ist wie ein gutes Papperl populär.
Windschief ist alles, selbst der Wind geht schief,
das Klima will nicht und der liebe Frühling
spielt nicht mehr mit; es zieht, wenn alles zu,
bei offenem Fenster tritt Erstickung ein,
die Erde regnet und es staubt vom Himmel;
drum spritzt man auf, wenn alles eh schon naß ist,
ist Staub, so wirbelt man ihn gschwind noch auf,
ist keiner, gleichfalls, mit der Kehrichtwalze.
Auf solchem Weg erschwert dir nun den Schritt
der Nachbar, der sich dir wie eine Mehlspeis
serviert, auch wenn du keinen Appetit hast,
aus Mehl und Wasser eine Spottgeburt.
Die Sorte ist Melange aus Jud und Christ;
noch mehr Persönlichkeit hat die Melange:
mehr Haut, mehr Gold; mehr licht, mehr dunkel. Schale,
Teeschale, Nuß und Glas, weiß, braun und Kapo,
verkehrt und obersgspritzt und Doppelschlag.
Dem unterwarf sich die Bevölkerung,
in »Schlag-« und »Hautesser« teilt man sie ein.
Willst aber selbst du essen, dann bedauert
der, der dir dienen soll, daß er dir nicht
mehr dienen kann, und streicht vor deinen Augen
die Speisen alle, die du schon geschmeckt hast,
nicht vorher wüßt' er's und er mußte warten,
bis du mit deinem Wunsche ihn gemahnt hast,
dann fragen zehn Verschiedene nacheinander.
ob du denn schon befohlen hast, bittee.
Es gibt nur Linzer, Sacher, Wienertascherln,
Powidltatschkerln und Engländer,
Gott strafe England, und du hilf dem Wirt,
die alte Anisscharte auszuwetzen.
Vielleicht ist aber aufmerksamer Weise
für dich das Protektionsportionderl
der weltbekannten Spezialität
der Zeppezauerschnitte reserviert.
Hast du gegessen, willst du dafür zahlen,
so rufen sie dir selbst und dann einander
das Wort zu: Zahlen!, keiner aber hört's,
der Mann, den du bezahlst, weil du ihm zahlst,
ist tief beleidigt, kommt nicht, tötet sich
vermutlich in der Küche. Einer ruft
dir plötzlich das Memento: Sosss bittee!
Du weißt nicht, was es soll bedeuten, willst
verzweifeln, da gewahrst du, wie ein bleicher
käsweißer Mann, der Todesengel ist es,
durch dieses Wirrsal schreitet und auf dich
zuschreitet, denn der Augenblick ist da,
dich, dem der Lebensmut schon sank, zu grüßen.
Es gibt noch Grüßer. Nein, es gibt nur Grüßer.
Du bist ein Raunzer; mache den Versuch,
flieh aus der Hölle, nimm den nächsten Wagen,
wenn du ihn kriegst, das heißt, wenn er nicht »bstöllt« ist.
Dann aber wird der Kutscher selbst dich rufen,
denn er hat heut noch keine Fuhr gehabt.
Er mietet dich. Er trinkt noch schnell Kaffee,
das Pferd steht da, nachdenklich wie der Mensch
kreuzt es die Beine, kriegt dann selbst ein Futter,
dann deckt der Mensch es ab und nimmt die Decke,
womit der Mensch den Taxameter zudeckt,
damit kein Mensch ihn nie mehr sehen kann.
Bist du so weit und ist es dir gelungen,
den Wagenschlag zu öffnen und zu schließen,
so wird er wieder aufgehn, eine fremde
Persönlichkeit steht da mit nackten Füßen,
läßt Wind und Regen ein, verlangt dafür
und weil's ihr ohne deine Hilfe glückte
und ohne ihre Hilfe dir gelang,
den Wagenschlag zu öffnen und zu schließen,
für diese beiderseitige Mühewaltung
Belohnung; hat sie sie, so schließt sie ihn.
Willst du dann weiter kommen, so steig aus;
kommst trotzdem weiter nicht, denn „bitte links"
mußt du ja gehen, doch es geht nicht, alles
bleibt stehn und geht es, geht es rechts und links.
Ein Pferd fällt: steht der Mensch; doch nicht aus Mitleid.
Fällt keines, steht er auch aus Neugierde.
In solchem Falle geht es erst nicht weiter,
nicht Pferd, nicht Mensch. Nichts geht im Leben weiter.
Es geht zugleich und steht, drum stolpert es.
Dies Unwesen, anstatt im Bund der Zucht,
die nichts als Zucht ist, endlich sich zu bändigen,
entartet an dem Vorbild immer mehr.
Sie durften schweigen und sie mußten rufen,
so schreien sie. Die Extraausgabee,
das ist ein Ruf, der anderwärts, so traurig
solch Ende ist, das Leben selbst bedeutet.
Wo Leben nur Betrieb ist und Betrieb
das Leben, in Berlin, gehört's dazu,
fällt nicht aus dem Ensemble, Mann und Ruf.
Wo Menschen singen, ist auch dieser Ruf
Musik. Musik kann eine Plage sein,
doch sie gehört dazu, bleibt im Choral.
Hier ist Diskant von Leben und Betrieb.
Ein gräßlicher Proletenton dringt vor
und etabliert sich als das Weltgeräusch.
Triffst du hier ein, kommst mit der Südbalm an,
Unglück genug; kein Wagen weit und breit,
doch hörst du, daß Kragujevaz erobert!
Du nicht und keiner, der es ruft, und niemand
weiß damit etwas anzufangen. Keiner
hilft vom Gepäck dir, doch ein ganzer Chor
von Aufgeregten, die aus eigenem Antrieb,
nicht von Hotels entsandt sind, streckt ein Blatt
entgegen dir, sie sagen, was drin steht,
einstimmig sagen sie, weil du's nicht glaubst:
soeben sei Kragujevaz erobert.
Nichts wirst du sehn als Mäuler. Keuchend rast
durch menschenleere Gassen einer, weckt
das tote Leben aus dem Schlaf und ruft
und gibt nicht nach: »Krakujefaz eropaat!«
»Fenädig pompatiert!« versetzt ein andrer,
zwei laufen um die Wette, wie bereit,
sich zu »derstessen« für das Vaterland,
sich aufzuopfern für die letzte Wahrheit,
Mobösch, sprich Maubeuge, sprich Mohnbeugl,
sei, wie es sich von selbst versteht, gefallen.
Wie aus dem Ziehbrunnen stöhnt es empor,
ein Weh der Menschheit: »Eeextraausgabää — !'<
Dann wieder brüllt es: »Zweate Oflagee
vom Tagblad!« »Weltblad! Extraausgabää —!«
»Teitscha Bericht!« drischt's auf die Schädel ein.
Bald ist es Jamma, bald ist's Anklagee,
oft hörst du nur ein windverwehtes »--bäää —«.
Ich sitz' am Schreibtisch, schreibe dieses Lied,
schließt sich der Vers nicht, hör' ich draußen: »— — bäää — ».
Schlag vier beginnt es. Nicht allein Tragöden,
auch Humoristen wachsen aus der Erde.
Ein Mäderl von acht Jahren bietet dir
»achttausend Russen für zehn Heller« an,
und »hunderttausend tote Itaiiena«
bekommt man um denselben Preis, warum nicht,
dem Wiener ist's Musik, kein Kusch erwidert.
Masurisch Ende ist eine Schlamastik,
verglichen mit dem Wiener Kot ein Gspaß.
Ein blasser Bettelbub sagt seinen Spruch,
steht neben deinem Tisch, doch nicht wie einst:
die Eltern seien beide im Spital,
sondern mit Leichenbittermiene sagt er,
wie ein Geheimnis: »Schwere Niederlage
der Italiener.« Dafür kriegt er Geld.
Klein Zaches hüpft von Tisch zu Tisch, verbeugt sich:
»Ssick über Ssick! Gewaltiger Ssick errungen
vom Hindenburg, Rußland und Frankreich fertig,
Gott strafe England, und vernichte gleich
Italien!« Ist dies geschehn, entspringt er —
man lacht. Dort kriecht etwas und kreischt,
zurückgeworfene Russen anzubieten!
Galiziens Flut fand Anschluß an den Strom,
des Katarakt uns lärmend überfällt.
Hier an der Kärntner-Ecke, wo das Leben
sich brandend bricht, weil vor ihm selbst ihm schlecht wird,
hörst du am lautesten die Mißtöne
des völlig ungenierten Hinterlands.
Du siehst den Flüchtling Isaak Willichfort,
der nicht wie mancher reichere Landesmann
in der Pension wohnt, welche »Wiezuhause«
sich nennt, hier siehst du ihn im Kaftan stehn,
und hörst, wie er den Tonfall hat gelernt
und wie er lockruft: »Eextra-osgabee!
Koofen Sie ab mir meine liebe Herrn!«
Hier läuft ein Weib mit einem Naschmarktmaul
und regt sich an der neuen Meldung auf,
besagend Schaabaaz sei grad jetzt gefaalen.
Hier wiegt sich eine in den Hüften, wirft
so für sich selbst es hin: »Halb Serbieen
eropaat!«, lächelt, geht und gibt es weiter.
Zwei Stümpfe und ein offener Mund stehn da.
Ein Krüppel ist es mit Persönlichkeit,
kein Invalide dieses Weltkriegs ist es.
Stellt sich verkündend übern Fahrweg hin,
richtet ein Standrecht so auf Stelzen auf,
als war der Rumpf allein auf dieser Welt,
in ihm das ganze Krüppeltum der Welt
verkörpert, nein, der Weltkörper verkrüppelt.
Mit dumpfem Ruf entschädigt sich der Rumpf:
»Extrrausgabee! Halb Serrbien ganz arrobat!«
So pflanzt er sich auf seinen Hölzern auf,
daß der Betrieb hindurch muß, wenn er kann.
Hier klingt's wie Streit, dort rufen sie um Hilfe,
sie kommen schon. Was aber sieht man hier?
Schweigende gehn auf Krücken, unbeachtet,
zuckende Leiber, Höllenbrand im Auge.
Verweist der Ruf auf sie? Wird ihnen Hilfe?
Dazwischen Leiber, die nicht Narben haben,
doch Lieferungen, und es fällt das Wort,
der Lieferant sei auch nicht zu beneiden,
das Friedensrisiko sei nebbich groß.--
Nun aber bleibet stehn, habt acht und seht,
herzbrechend Schauspiel hier vorüber geht.
Die große Zeit persönlich schleppt sich weiter
und das ist eine Bettlerin. Begleiter
ein Kind am Arm, ein Säugling auf dem Arm,
ganz arm ist sie; die Stimme, kein Alarm,
ist nur ein Seufzer, nur das eine Wort,
ein einziger Fluch von dieser Lippe fort
schleicht er sich weltwärts: »Neue Freie Presse!«
Das Kind begleitet: »Neue feile Pesse!«
Es lallt der Säugling: »Leie leie lelle!«
Im Anfang war das Wort. An dessen Stelle
wird jetzt das Wort der Welt das Ende bringen.
Die Amme Zeit wird so in Schlaf sie singen.
Mit solchem Rufe werden sie geboren.
So rufen sie dem Welttod in die Ohren.
Und hört er noch nicht, bleibt's wie eh und je
dann brüllt es ewig Eeextraausgabeee —!
*
Monolog des Nörglers
(Schluß eines Aktes.)
Nacht. Der Graben. Es regnet. Menschenleer. Vor der Pestsäule.
Man kann in eine Seitengasse blicken.
So merk ich wieder, wie's von unten regnet.
Aus Schlaf und Schlamm die alte Schlamperei,
sie spricht den schlaff zerlassenen Dialekt
des letzten Wieners, der ein Pallawatsch
aus einem Wiener ist und einem Juden.
Hier ist das Herz von Wien und in dem Herzen
von Wien ist eine Pestsäule errichtet.
(Er bleibt vor der Pestsäule stehen.)
Dies Wiener Herz, es ist aus purem Gold,
drum möchte ich es gern für Eisen geben!
O ausgestorbene Welt, das ist die Nacht,
der nichts mehr als der jüngste Tag kann folgen.
Verschlungen ist der Mißton dieses Mordens
vom ewigen Gleichmaß sphärischer Musik.
Der letzte Wiener röchelt noch im Takt
und läßt die Seele irdischen Behagens
rauschend, den letzten Regen dieser Welt
durchdringend, auf das nasse Pflaster fließen.
(Er blickt in die Seitengasse und sieht dort einen Betrunkenen,
der mitten auf der Straße ein Bedürfnis verrichtet,)
Hier steht er, eine Säule seiner selbst,
in riesenhafter Unzerstörbarkeit!
Er kann nicht untergehn, es überlebt
dies Wahrzeichen der staubgebornen Lüge
das Ende aller Schöpfung und er weiß,
nur er allein ist von dem allen übrig,
das Sterben geht ihn einen Schmarren an,
sein innerstes Bedürfnis muß er stillen,
es bleibt die Spur von seinen Erdentagen,
und dieses ist der Weisheit letzter Schluß.
Und gierig lausch ich seinem letzten Willen,
er hat dem Kosmos noch etwas zu sagen —
(Der Betrunkene steht unverändert da und spricht in rhythmischer
Begleitung, immer wiederholend:)
Ein Genuß! — Ein Genuß! — Ein Genuß!
*
Beim Anblick eines sonderbaren Plakates
Seht dies Plakat, das Mozarts Requiem anzeigt.
Täuscht mich mein Auge nicht — so ist's ein Mörser!
Ein Kirchenfenster ist es nicht; seit Mörser
beschäftigt sind, gibt's keine Kirchenfenster.
Zur Aufführung paßt wohl das Kirchenfenster;
dem Zweck, dem das Erträgnis zugedacht ist,
dem wohltätigen Zweck dient wohl der Mörser.
Das Ornament hat hier genug Verstand,
zwei Deutungen zur Auswahl zuzulassen:
die fromme für den wahrhaft frommen Zweck
und für den Zweck, dem jedes Mittel heilig,
die aktuelle. Ich entscheide mich
für die. Kein Zweifel, jene ist ein Vorwand,
die Wahrheit diese nur. Kein Gegenstand,
der nicht die Form des Mörsers heute hat.
Bonbonnieren, Hüte, Sammelbüchsen,
alles ist Mörser. Heute trägt man nur
den Mörser und sogar das liebe Leben
geht wie ein Mörser auf das Leben los,
auf alle Schöpfung auf den Schöpfer selbst.
Kein Zweifel, dies Plakat, es ist ein Mörser!
Mozart und Mörser! Wer hat diese Welten
vereinigt, wer hat es vermocht, wer rühmt sich?
»Zu haben beim Buchhändler Hugo Heller.«
Der Händler, gleich entfernt von beiden scheinbar,
dem Mörser näher. Seht, er trifft's; er macht's.
Oh wendet euch nicht ab, ertragt den Anblick,
die Zeit ist schwer, doch groß; drum haltet durch!
Freut euch, daß einer für den lieben Gott
endlich die richtige Aufmachung besorgt hat.
Nein, keine Thränen! Noch hat die Kultur
ja Aussicht. Bei den Zulunegern, die
der Feind uns und Europens edler Sitte
zu schicken wagte, wäre es unmöglich,
war' die Vermischung, war' die Barbarei,
war' solcher Gottbetrug ein Ding des Abscheus.
Sie weinten zu der himmlischen Musik
und glaubten immer noch, es sei von Mozart,
nicht von dem Mörser, nicht von dem und jenem,
von beiden nicht, weil das unmöglich sei,
weil nur der Teufel diese List erfand,
den Himmel mit der Hölle anzuschwärzen,
weil Mozart schweigt, sobald ein Mörser singt,
kein Mörser schweigt, wenn Mozart wird gesungen,
und weinten zu dem Requiem Europas,
und glaubten immer noch, es sei von Mozart.
*
Die Grüngekleideten
Ich werde sterben und es nicht erfahren:
Was wollten jene grüngekleideten Männer,
an denen ich vorbeikam, wenn ich ankam,
was hatten sie zu tun, wer waren sie,
die einen stummen Blick auf meine Habe
verzichtend warfen, nie vorher sah ich
so wenig Neugier, dennoch waren's Menschen,
und dennoch keine, denn ihr Blick war anders,
von jenseits kam er, streifte irdisches Gut
von oben her und trug Verlangen nicht,
es zu besehn, sie fragten, forschten nicht,
sie waren traurig und kein Ja, kein Nein
gab ihre unbewegte starre Miene,
mit der sie doch auf meine Habe sahn,
die ihren Blicken für so kurze Weile
sich darbot, denn schon bald sah ich, wie einer
dem lastbeladenen Menschen, der sie aufnahm,
ein Ding, das ich nicht sah, stumm übergab,
das er dann weiterschreitend einem Mann,
der grüngekleidet wie die andern war,
beim Ausgang übergab, der stumm es nahm,
auch er ein Wissender, auch er verzichtend,
warf einen Blick auf das, was man vorbeitrug,
doch so, als ging' es ihn noch weniger an
als jene andern grüngekleideten Männer,
und alle, der und die dort, wandten sich
nun ab, dem nächsten zu, der seine Habe
hinstellte, weiterging mit einem Ding,
das jene gaben, dieser eine nahm,
wovon ich nie erfuhr, was es bedeute,
und wieder schien ihnen auch dieser nächste
kein Rätsel zu verbergen, und so ging
die ganze Reihe lang die seltsame
scheinbar grundlose strenge Prozedur,
sie hatte Zeit genommen und sie dünkte
nicht nützlich mir, jedoch dekorativ,
da riß mir die Geduld, ich wollt' es wissen,
wozu, warum, wovon denn leben diese,
ich fragte jenen lastbeladnen Mann:
»So sagen Sie, wer sind die Ungeheuer?«
Er sagte, was ich nicht verstehen kann,
voll Ehrfurcht klang es wie: »Verzihrungssteuer!«
*
Elegie auf den Tod eines Lautes
Weht Morgenathem an die Frühjahrsblüthe,
so siehst du Thau.
Daß Gott der Sprache dieses h behüte!
Der Reif ist rauh.
Wie haucht der werthe Laut den Thau zu Perlen
in Geistes Strahl.
Sie vor die Sau zu werfen, diesen Kerlen
ist es egal.
Kein Wort darf Seele haben, der Barbare
er lebt so auch.
Sein Stral ist Strafe, Wort ist Fertigware
zum Sprachgebrauch.
Ein jeder Wirth ist, hat er etwas Grütze,
am Wort ein Wirt.
Die Sprache ist ja als der Hausfrau Stütze
nur engagiert.
Sie streckt sich nach der Decke, keines Falles
sie Aufwand treibt.
Sie kriegt, da sie ja Mädchen nur für Alles,
was übrig bleibt.
Man ist kurz angebunden, wenn man praktisch
so mit ihr spricht.
Dann aber wird ihr noch die Notzucht faktisch
von jedem Wicht.
Der Orthograph kennt Muth nicht, hat nur Mut
vor einem Laut,
den vorschriftsmäßig er mit wilder Wut
zusammenhaut.
Nicht Wahn ist, was er tut, er ist kein Thor,
er müt sich brav.
Doch hat er wol für Gottes Wort kein Ohr,
der Ortograf.
Er ist kein Thor, er ist ein Tor durch das
der Fortschritt ziet,
Haß habend gegen hinderliche h's
in dem Gemüt.
Der Tag ist kurz, man spart die Zeit vom Mund,
das närt das Herz.
Man knappt das Wort sich ab, das ist gesund
für den Kommerz.
Man tut und schreibt recht, scheut kein edles Wort.
Was wahr ist, war.
Die Sprache athmet nicht, sie atmet fort
fürs Komptoir.
Man schreibt und hat recht, spart die Zeit am Wort,
so gut man kann.
Das Wort ist nur ein Abteil, ein Abort
für jedermann.
Ab-ortographen gibt's in diesem Land,
die denken nach,
daß schnell wie 'n Taler get durch Mund und Hand
die theure Sprach'.
Unnütz ist doch so 'n Hauchlaut im Verkere.
Von Jar zu Jar
lert man drum eine Regel, die als Leere
recht annembar.
M. w. heißt: machen wir. Der Tag ist kurz.
Der Laut verhaucht.
Nachts widerfährt der Regel leicht ein Sturz,
wenn sie es braucht.
Auch dret man sich galant um, ob kein Stul da,
wie sich's gebürt.
Das rürt die Werte, die im Namen Hulda
das h noch fürt.
Schreib wie du sprichst, dann macht sich deine Schose
fro kannst du lachen.
Ein Heiligthum ist eine alte Hose,
nicht zu machen!
Bediene selbst dich, lebe nach der Elle,
schreib auf Raten.
Das kann ich raten dir, es faren schnelle
die Automaten.
Im Büro schinden sich, Genuß zu finden
der Son und Vater.
Doch get man abends auch die Sprache schinden
statt ins Teater.
Wenn lautlos, erlös, Werlos diese Gute,
rot vor Scham,
so anungslos da rute, sie die Rute
gleich bekam.
Die Sprache aber denkt sich ihren Teil:
In diesem Land
parieren muß zum allgemeinen Heil
der Konsonant.
Befehl ist halt Befel, er trägt das Leid
im Jammertal.
Er weiß, nicht besser in der harten Zeit
gets dem Vokal.
Der Zan der Zeit benagt an diesem Ort
mit flinker Wal
und wolgemut das altbewärte Wort
zu einer Zal.
Wie Thon klingt's, rauer Ton, das Or zerreißt er.
Doch sei du still.
Gewonheit macht's, frü übt sich was ein Meister
werden will.
Der Geist dankt ab. Wie Wansinn ihn beschlich es,
's ist totgewiß.
Sein Wort ist leider längst ein öffentliches
Ärgernis.
Ein Tropf ist nur aus Lem, ihm felt der Hauch
von Gottes Segen,
drum wischt vom Thau den Tropfen so ein Gauch,
der Ordnung wegen.
Nichts, was ihm Zeit raubt, ist dem Kristen heilig,
der da front;
er raubt dem Ding das h, so wird es eilig.
Was sich lont.
Und keine Thräne wird den Roling hindern
für und für.
Er warf das h, der Träne Schmerz zu lindern,
raus zur Tür.
Nicht jedes Thier verwüstet tätig so
der Schöpfung Spur.
Nur manche Gattung Tier lebt irgendwo
fern der Natur.
Sie hat wol viel Gefül und dieses ist
dick wie das Tau.
Den Thau zertritt sie, Werth hat nur der Mist
für eine Sau.
*
Inschriften
Vae victoribus!
Wer Ohren hat, dem wird die Zeit es sagen,
daß dies der Sinn des Streits war, den sie stritten:
Die dort erlebten nichts als Niederlagen,
und die hier haben einen Sieg erlitten.
Fortschritt
Ja, ist denn unser Ohr verhext?
Den Zweck beschreit das Mittel.
Erst mauschelte der ganze Text,
jetzt mauscheln auch die Titel.
Nach Goethe
Wer Kunst und Religion besitzt, der hat auch Wissenschaft.
Wer diese beiden nicht besitzt, der habe Wissenschaft.
Sittlichkeit und Kriminalität
Wir können ruhig schlafen,
weil man ins freie Feld
der Lust den Paragraphen
als Vogelscheuche stellt.
Doch Warnung lockt den Flieger,
die Scheuche schreckt den Schlaf;
die Lust bleibt immer Sieger,
ihr Schmuck der Paragraph!
Christlicher Umlaut
Seit die Lust aus der Welt entschwand und die Last ihr
beschieden,
Lebt sie am Tag mit der Last, flieht sie des Nachts zu der
List.
Sexus und Eros
Dem Sexus kommt es darauf an:
»Weib ist Weib« und »Mann ist Mann«.
Eros aber deckt den Leib:
Weib ist Mann und Mann ist Weib.
Sucht das Tier den Unterschied,
Paart der Geister sich, wo es flieht.
Elegisches Versmaß
Klein ist der Mann, den ein Weib ausfüllt, doch er kann
dadurch wachsen.
Größer geworden hat er keinen Raum mehr für sie.
Heroischer Vers
Aber dem Größten empor wächst sie, an der er erst
groß wird.
Norm
Er ist bescheiden aus tieferen Gründen,
das Gegenteil hat er bei ihr nicht erkannt.
Um seine Zigarre anzuzünden,
entfacht er ihren Höllenbrand.
Das weitere denkt er, wird sich finden,
so wie es sich seit jeher fand.
Reinigung
Verachtung der Prostitution?
Dirnen schlimmer als Diebe?
Lernt: Liebe nimmt nicht nur Lohn,
Lohn gibt auch Liebe!
Kategorien
Ob sündig oder sittenrein?
Ob lebend oder schon begraben?
Doch teilt ihr sie auch in Gefallene ein
und solche, die nicht gefallen haben.
*
Eine Prostituierte ist ermordet worden.
Wie steht's Herr Nachbar, mit der Sinnenlust?
Hand auf die Stelle, wo kein Herz ist, sprecht
dies erste, letzte Mal die Wahrheit! Nicht wahr,
ihr lügt ja nur und peitscht für eure Lüge
den Leib, weil er euch noch die Wahrheit sagt.
Es ist ja alles Lüge, was ihr treibt;
wahr seid ihr nur im Bett. Nicht wahr, dort seid ihr's?
Weil aber eure Wahrheit euern Weibern
zu wenig ist, so lügt ihr, haßt die Wahrheit
und schickt sie auf die Straße, euch zu freun,
daß ihr vor ihr dann doch die gute Stube
voraushabt, wo die angetraute Lüge
der Ehrbarkeit für euch verwelken darf.
Die drinnen rächen jene, die schon draußen,
und retten so die Ehre des Geschlechts.
Denn gerne sterben sie für die Moral.
So tut Natur doch, was die Sitte will.
Die Freien sind verachtet; die in Ketten
stehn hoch in Ansehn. Doch bedenkt, auch ihnen,
den einmal nur fürs Leben Prostituierten,
den ein für allemal euch Prostituierten,
den euch allein und stets nur einmal Prostituierten
genügt die Ehre nicht. Die Ehrbaren,
sie möchten auf die Straße, fort, zu jenen,
die nur der Ehre bar sind, nicht des Lebens.
Ihr, spürend es, nicht wissend, macht aus Wut
die draußen schlechter und die drinnen ärmer.
Ihr seid zu feig, die draußen und die drinnen
gleich auf der Stelle zu ermorden. Geht,
was wollt ihr denn, mir wollt ihr eure Ehre
vormachen? Eure Stimme kenne ich!
Kehlköpfe hab' ich nachts auf meinem Schreibtisch,
die eure Stimme haben, drossle sie,
weil sie des Lebens Atem nie gewollt,
weil sie durch ihr Gekrächz den einzigen Wohllaut,
den Gott geschaffen hat, erdrosselt haben.
Seit euch im Hals der Adamsapfel steckt,
schiebt ihr es auf das Weib. So lügt denn weiter!
Kehlköpfe krächzt, Kahlköpfe quiekt, gröhlt, flucht,
Kohlköpfe! Weiter! Lacht die Schöpfung aus!
Erkennt, daß nur die Weiber nackend sind,
schämt euch für sie und nicht für euch. Nur zu!
Glaubt weiter, daß die tote Prostituierte
unwert des Schmerzes sei, und ein Kondukt
von Prostituierten sei noch weniger wert,
von allen den euch angebornen Ehren
nur die zu nehmen und sie zu erweisen,
die ihr nach Zeit und Rang die letzte nennt,
und die die erste ist, die Menschlichkeit,
seit der Geburt entstellt zur Bürgerfratze,
seitdem sie lebt, der Menschlichkeit erweist!
Wie ward es möglich nur, daß Jud und Christ
sich immer so in den Vokabeln irren,
nicht dort die Schmach zu finden, wo sie stehn,
und immer dort nur, wo die letzte Spur
von Menschentum sie selbst begraben haben.
Wie steht's, Herr Nachbar, mit der Sinnenlust?
Was denn? Das wahrhaft einzige Bedürfnis,
das zu befriedigen nicht wie euer Essen,
wie euere Verdauung, euer Schlaf
nur der Gewohnheit schmeckt — dankt jenen nicht,
die sich ihm opfern, schmäht sie noch dafür?
Wie, eine Welt, die alles für das Geld tut,
und nur für Geld, und auch was sie nicht kann,
und auch das Schlechte, sie verachtet die,
die ihr ein Gutes tun und es ihr schenken?
Und schmäht den Tausch von Geld und jener Gabe,
durch die das Weib erst sittlich wird zum Weib?
Ich weiß nicht, wie das zugeht. Doch das weiß ich:
Die ärmste Dienerin der Lust, die Geld
dem Zeitungsmann für die Annonce gibt
und die, doch deren Geld nicht, er verachtet,
und war' sie mißgestaltet, und im Dunkel
bleibt ihr Gesicht, ihr zugekehrt dein Rücken —
nur dafür, daß sie ihn betasten kann,
steht näher sie dem Geist und deinem Glück
als alle Leistung sämtlicher Journale,
Kollegien und jedes Dings im Staat,
das Wohltat dir und Fortschritt soll besorgen
und dessen Dasein schon, nicht dessen Leistung,
dich aufhält und betrügt, verarmt und schwächt.
Kitzeln der Haut dient besser Euch als Lügen!
Wehrt sich der Geist denn gegen die Natur?
Erliegt er ihr? Er weiß, er lebt, er bleibt
stets im Zusammenhang. Der Ungeist wehrt sich
zugleich im Kampf mit Geist und mit Natur,
die bärtige Bildung, die mir überm Leben
schwarz wie ein Haarsack hängt, schwarz wie die Sonne
beim Weltgericht. Nehmt euch in Acht vor euch!
*
Grabschrift
Der großen Zeit schreib' ich es ins Gesicht:
Weh dem, der sich vermißt, das Angedenken
gefallener Frauen nun gering zu achten!
Sie standen gegen einen größern Feind,
Weib gegen Mann. Nicht Zufall der Maschine,
der grad entkommt, wer ihr nicht grad verfällt,
hat sie geworfen, sondern Aug in Aug,
aus eigenem Geheiß, eins gegen alle,
im Sturm der unerbittlichen Moral
sind sie gefallen. Ehre jenen sei,
die an der Ehre starben, heldische Opfer,
geweiht dem größern Mutterland Natur!
*
Beim Anblick einer Schwangeren
O rührend Anbot in der Zeit des großen Sterbens!
Nein, besser wird uns dieses Zwischenspiel entzogen.
Zwar weist es auf die letzten Spuren von Natur hin,
die diese Unmenschheit noch nicht verlassen konnte,
die Tod beschließt und dennoch Leben nicht verleugnet.
Doch es kommt selten etwas Bessres nach. Seht weg denn,
die letzte Menschlichkeit des heute andern Zielen
verpflichteten Geschlechts hat etwas Peinigendes.
Unheimlich ist die Vorstellung, daß dieses Weib da,
die so sich zeigt, so stillen Schrittes ihre Hoffnung
ins Leben trägt, so voll von heiligem Auftrag,
der Schmerz zugleich und Segen, in der nächsten Stunde
gebären könnte einen Heereslieferanten.
Der Stolz der Mutterschaft, so groß in aller Vorzeit,
das größte Mißgefühl von Unmaß abzuweisen,
war besser auch so stolz, den unberufnen Blicken
nicht die nur ihm bewußte Harmonie der Schöpfung
zu zeigen. Doch vor dieser mißgeformten Menschheit
ist er nicht mehr berechtigt. Er soll selber wegsehn.
Stolz werde wieder Scham. Sieh du jetzt weg, du Mutter,
du bist zu schwach allein, und bist auch unbescheiden;
dies ist ein gütiger Versuch, doch auch ein Anspruch
vor hunderttausend Müttern, die es sehn und wissen,
daß sie ja doch den größern Schmerz erlitten haben
als er der einen erst bevorsteht. Geh nach Hause,
was trägst du deine Bürde auf den Markt, als wäre,
was du der Welt zu bieten hast, bei weitem besser
als das was sie verloren hat, nein mehr, als ob nun,
jetzt endgültig, das neue letzte Heil erstünde,
als war' ein Sokrates die allerkleinste Gabe,
die hier in Aussicht steht. Wir haben viel zu schlechte
Erfahrungen gemacht. Wir sind in jedem Falle,
und wär's der beste, nicht mehr neugierig und wünschen,
daß die Erwartung deine Muttersache bleibe,
so keusch wie sie's verdient, bis einstens die Erfüllung
das Nachschaun einer Welt verlohnt. Geh heim, wir
kommen,
wenn's an der Zeit, bis dahin mit dir leidend, Mutter,
nicht tieferes Leid für dich als für das neue Leben,
das dank dem Mutterfluch einrückt ins alte Sterben,
der Opfer größtes durch Geburt. Geh, mach dich tauglich.
Wart auf den Jahrgang. Freiwillige, was bringst du?
Halt dich zuhaus, ein Tag ist wie der andere, immer
sieht tot wie tot aus. Geh! wir wollen überrascht sein.
*
Zum wohltätigen Zweck
So mag die Welt noch zu was Fernerm taugen,
dient Charitas ihr mit so schönen Augen.
Und die ihm so die rechten Wege weist,
sie hilft am Ende auch dem wunden Geist.
Sein Wort ist hin, verloren ist sein Haus,
in Schlachten ruht er von den Schlachten aus.
Er lebt, weil Anmut lebt, für die er stand,
doch seinen Namen hat die Zeit verbannt.
Er bleibt der Lüge Feind, nicht Gottes Feind,
wenn Charitas er ruft und Charis meint.
Und guter Zweck wird bessern Zweck entschuldigen.
Von einem, der nur opfert, um zu huldigen.
*
Die Krankenschwestern
Gott hat sich als ein Hirt des Schäfleins angenommen,
der suchts, der fands, der führts neu in den Schafstall ein.
Auch nur um eine Seel war er auf Erd gekommen:
Wie werth muß doch bey Gott die ärmste Seele seyn.
Die ärmste Seel bei Gott war eines Schmetterlings,
der wie ein grünes Blatt auf weißer Mauer lag.
Die Welt war schwarz von Blut. Wer achtete des Dings,
das ihrer Nacht entfloh, zu retten seinen Tag.
So abgewandt der Zeit, so zwecklos, pflichtvergessen,
so Spiel und Farbe wie der grüne Schmetterling,
so freuten sich mit ihm die stolzen zwei Komtessen,
das ganze Schloß war stolz, daß es den Gast empfing.
Doch abends war man bang. Schwer wurden leichte Herzen.
Was hat der Not der Welt die beiden zugewandt?
Am Himmel brennt ein Stern, im Zimmer brannten Kerzen,
dahin zur letzten Lust — der Falter war verbrannt.
Noch zuckt das grüne Ding, die ärmste Seele zittert
vor ihrem letzten Flug. Die Hinterbliebnen weinen.
Die wundenreiche Zeit hat keine so erschüttert,
wie solcher Schwestern zwei das Sterben dieses einen.
Die Wärterin, sie muß so lang des Menschen warten,
muß warten, bis der Tod an ihre Stelle tritt.
Weh dieser Mitleidswelt, weh dieser allzu harten,
so lang will sie das Leid, dann leidet gern sie mit.
Weil wahres Mitleid schnell das Leid sucht zu beenden,
so schicken zwei zum Arzt um Äther, aus dem Haus
eilt ein beflissner Knecht, in seinen guten Händen
bringt er die Wohltat; seht, es zuckt, der Kampf ist aus.
Der Diener ist schon alt, als hätt' er viele Jahre
schon Gott gedient, so sieht er in die fremde Zeit.
Zehntausend Juden sind nicht wert dies eine, wahre,
einfältige Gesicht voll Dienst und Dankbarkeit.
Die Welt trägt ihren Fluch, hier diese Welt ist gnädig;
die kämpft um Höllenlohn, die um den Himmel warb.
Zwei Krankenschwestern stehn, so aller Pflichten ledig.
Die Welt ist todgewohnt; der hier ein Falter starb.
Hier findet Gott noch gut, was einstens er erschuf.
Hier freut er sich am Spiel, spielt Mensch und Hund
und Wind.
Hier liegt ein grünes Blatt. Die Seele folgt dem Ruf.
Ihr Tag war schön, so schön wie hier die Tage sind.
*
Sonnenthal
Faßt Mut zum Schmerz, daß seine Thräne nicht mehr fließt
und dieser große Chor der Jugendbühne stumm ist:
Die Glocke, die Charlotte Wolter hieß;
der Hammer, der mit Lewinskys Rede das Gewissen schlug;
und einer Brandung gleich die Stimme des Zyklopen Gabillon;
Zerlinens Flüstern; und Mitterwurzers Wildstroms Gurgellaune;
eine Tanne im Wintersturm jedoch war Baumeisters Ruf;
und schwebend, eine Lerche, stieg des jungen Hartmann Ton,
vermählt dem warmen Entenmutterlaut Helenens;
und Hagel, der durch schwülen Sommer prasselt, Krastels Sang;
und edlen Herbstes Röcheln Roberts Stimme;
und Sonnenthals: die große Orgel, die das harte Leben löst.
Und all der Sänger Stimme und Manier,
die noch verstimmt, von solchem Geiste war,
daß sie bewahrt sei gegen alles Gleichmaß,
womit die Narren der Szene und der Zeit
die lauten Schellen schlagen.
*
Wiese im Park
(Schloß Janowitz)
Wie wird mir zeitlos. Rückwärts hingebannt
weil' ich und stehe fest im Wiesenplan,
wie in dem grünen Spiegel hier der Schwan,
Und dieses war mein Land.
Die vielen Glockenblumen! Horch und schau!
Wie lange steht er schon auf diesem Stein,
der Admiral. Es muß ein Sonntag sein
und alles läutet blau.
Nicht weiter will ich. Eitler Fuß, mach Halt!
Vor diesem Wunder ende deinen Lauf.
Ein toter Tag schlägt seine Augen auf.
Und alles bleibt so alt.
*
Vor einem Springbrunnen
(Villa Torlonia)
Wie doch die Kraft das Wasser hebt!
Es steigt und schwindet, schwillt und schwebt,
es steht im Strahl, es kommt und fällt
in diese nasse Gotteswelt,
die zwecklos wie am ersten Tag
bloß ihrer Lust genügen mag
und von dem holden Überfluß
an keine Pflicht verstatten muß,
nur jener einen Macht sich beugt,
die sie erschuf — zum Himmel steigt
ihr Dank, ein immer, früh und spät,
unendlich rauschendes Gebet.
Das rauscht und raunt, das rinnt und rennt
im daseinsseligen Element;
es fällt empor und steigt herab —
kalt ist die Sonne, heiß das Grab.
Und da es lebt, indem es stirbt,
das Licht noch um das Wasser wirbt:
Der Geist, dem solche Lust gefiel,
dankt ihr ein Regenbogenspiel!
Ob auch die Schale überfließt,
ob Alles sich in nichts ergießt:
der Geist, der es besieht, gewinnt,
und ob auch Lust und Zeit verrinnt.
Und nichts besteht und Alles bleibt,
dem heiligen Geiste einverleibt,
der nah dem Ursprung, treu und echt
fortlebt dem heiligen Geschlecht.
Der Brunnen rauscht, nur ihm vertraut
vom Jauchzen bis zum Klagelaut,
dem ewigen Ton, der ihm nur sagt,
daß hier die Lust die Welt beklagt,
die ihre Lust zum Zweck verdarb,
bis alles Licht des Lebens starb;
die sich die eigene Liebe stahl
und sich bestraft mit Scham und Qual.
Noch fließt ein Quell, noch flammt ein Licht,
noch streben beide zum Gedicht,
noch steigt die Sehnsucht hoch empor,
noch öffnet sich ein Himmelstor —
noch war ich auf dem Regenbogen
beinah mit dir dort eingezogen,
daß nie verrinne Lust und Zeit.
O schöne Überflüssigkeit!
*
Aus jungen Tagen
Nie kann es anders sein.
Nun wirft mein Glaube keinen Schatten mehr.
Von deinem großen Lichte kam er her,
von des Geschlechtes rätselhaftem Schein.
Nun bin ich ganz im Licht,
das milde überglänzt mein armes Haupt.
Ich habe lange nicht an Gott geglaubt.
Nun weiß ich um sein letztes Angesicht.
Wie es den Zweifel bannt!
Wie wirst du Holde klar mir ohne Rest.
Wie halt' ich dich in deinem Himmel fest!
Wie hat die Erde deinen Werth verkannt.
Du gabst dich zum Geschenk
der Welt, ich hab es für dich aufbewahrt.
Ich habe Gott den größten Schmerz erspart.
Geliebte, bleibe deiner eingedenk!
Wie glänzt mir deine Pracht.
Dein Menschliches umarmt, der beten will.
Er heiligt es im Kuß. Wie ist sie still
von Sternen, deiner Nächte tiefste Nacht.
Nie soll es anders sein.
Ob alles Irdische zerbricht und stirbt,
nur dein Zerfall ein geistig Glück verdirbt.
Vergib dich an die Erde nicht, sei Dein!
*
Abschied und Wiederkehr
Offenbarung
Löst sich die Lust von ihrem letzten Lohn,
so klammert sich ans Herz ein Klageton.
O ewiger Abschied ewiger Wiederkehr —
wohin entrinnst du und wo kommst du her!
Du Echo, das mit einer Nymphe ruft
in der Geschlechter unnennbare Kluft!
Du Stimme, die mit einer Nymphe weint,
weil die Natur so trennt, was sie vereint —
Schmerzvoller Nachhall der Unendlichkeit!
Du Angst des Blickes in die Endlichkeit!
Durch alle Schöpfung blutet dieser Riß —
Echo klagt immer wieder um Narziß.
Hat es der Schöpfer denn gewollt, gewußt?
Lust so von Lust verkürzt, ergibt Verlust.
Lebendige Lust, du klagst am Sarg der Lust,
von deren Tod du selber sterben mußt.
Du Grabwind, Leid und Lied zum eignen Grab,
du willst nicht in den finstern Tag hinab.
So leuchtend war die Nacht; der Tag ist grau.
Entläßt die Nacht den Tag, so weint sie Thau.
Stumm ist die Wonne, der das Wort entspringt.
Lust weckt den Geist, der ihr kein Wort entringt.
Du letzter Laut, der mir von weit her spricht,
mir wird die Sprache, du bist das Gedicht!
Du reichstes Glück, das im Gewinn verlor,
du größte Kraft, die an der Glut erfror,
du Augenblick der Liebestodesangst,
der du dich selber zu verlieren bangst —
verweile Augenblick, du bist so schön!
Ich sag's zu ihm. Ich hab das Aug gesehn!
Legende
Doch ist er fort. Sie hat ihn mitgenommen
beim Abschied ihrer selbst. Ich stand beklommen.
Wie alles Licht in Rauch und Nebel schwand —
ein armes Hündchen plötzlich vor mir stand.
Sah zu mir auf und hatte ihren Blick.
Ließ sie mir ihn als Unterpfand zurück?
Und wie es wimmernd immer zu mir schaut,
so war's ihr Schmerz, so war's ihr Klagelaut.
Ihr Abschied war's und war ihr Wiedersehn —
die Zeit bleibt stehn, ein Wunder ist geschehn.
Dies Auge, diesen Ton hab ich gekannt!
Vergehendes ist in die Zeit gebannt.
Die lustverlorne Göttin ward ein Schall;
er rief mich aller Wände aus dem All.
Nun ruf ich ihn zurück; ich warte hier —
da ruft er mich verwandelt aus dem Tier.
Wir kennen uns, ich und die Kreatur —
es ist ein Wunder: glaubet, glaubet nur!
Die letzte Spur vom Glück ist neues Glück.
Das Echo ging, ein Echo blieb zurück.
Leid klagt um Lust, ich klage um das Leid;
nun ist es da, so ist die Lust nicht weit.
Verlorner Lust verlorne Klage klingt.
Ich höre nur, daß jetzt ein Engel singt.
Verlorner Lust verlorner Ton ertönt.
Ich sehe eine Seele, die sich sehnt
und wiederkehrt. Der Abschied ist ein Spiel.
Sie ging und suchte, bis sie hin zum Ziel,
vorbei der Menschheit, irdisch unerkannt,
den Weg durch ein verlornes Hündchen fand.
*
Widmung des Wortes
In tiefster Schuld vor einem Augenpaar,
worin ich schuf, was darin immer war,
geschaffen, kund zu tun, was es nicht weiß,
dem Himmel hilft es, macht der Hölle heiß.
In tiefster Ehrerbietung dem Gesicht,
das, Besseres verschweigend als es spricht,
ein Licht zurückstrahlt, das es nie erhellt,
der Welt geopfert, zaubert eine Welt.
*
Der sterbende Mensch
D e r M e n s c h
Nun ists genug. Es hat mich nicht gefreut,
Und Neues wird es auch wohl nicht mehr geben.
D a s G e w i s s e n
In einer Stunde endet sich dein Leben,
Und du hast nichts gesühnt und nichts bereut.
D e r M e n s c h
Bereuen kann man nur, was man getan.
Ich habe nichts erfüllt und nichts versprochen.
D i e E r i n n e r u n g
Ich war dein Zeitvertreib. So wurden Wochen
Aus Jahren. Denkst du noch? Sieh mich nur an!
D e r M e n s c h
Ich sah stets hinter mich, und du warst da.
Warst du nicht da, so schloß ich gern die Augen.
D i e W e l t
Ich schien dir nicht in deine Welt zu taugen.
Du sahst nur alles Ferne immer nah.
D e r M e n s c h
Und alles Nahe fern. Bleib mir vom Geist!
Stell dich nicht vor, ich stell' dich besser vor.
D e r G e i s t
Wenn sie dich plagt, was leihst du ihr dein Ohr?
Von mir hast du, von ihr nicht, was du weißt!
D e r M e n s c h
Was weiß ich, was ich weiß! Ich weiß es nicht.
Ich glaube, zweifle, hoffe, fürchte, schwebe.
D e r Z w e i f e l
Du fällst nicht, Freund, wenn ich dich höher hebe.
Verlaß dich auf mein ehrliches Gesicht.
D e r M e n s c h
Ich kenne dich. Du hast durch manche Nacht
Mir eingeheizt und manches Wort gespalten.
D e r G l a u b e
Ich aber, glaub mir, hab' es dir gehalten,
Mit meinem Atem dir die Glut entfacht.
D e r M e n s c h
Zu viel, ich hab' die Seele mir verbrannt.
Oft wars wie Hölle, oft wars wie der Blitz —
D e r W i t z
Da bin ich schon. Im Ernst, ich bin der Witz.
Ich bins im Ernst, und doch als Spaß verkannt.
D e r M e n s c h
Wer wäre, was er ist, wo Trug und Wesen
Die Welt vertauscht in jämmerlicher Wahl!
D e r H u n d
Ich bin ein Hund und kann nicht Zeitung lesen.
D e r B ü r g e r
Ich bin der Herr und wähle liberal.
D i e H u r e
Ich, weil ich Weib bin, von der Welt verachtet.
D e r B ü r g e r
Weil ich kein Mann bin, von der Welt geehrt.
D e r M e n s c h
Nach ihrer Ehre hab' ich nicht geschmachtet.
Und ihre Liebe hat mich nicht verzehrt.
G o t t
Im Dunkel gehend, wußtest du ums Licht.
Nun bist du da und siehst mir ins Gesicht.
Sahst hinter dich und suchtest meinen Garten.
Du bliebst am Ursprung. Ursprung ist das Ziel.
Du, unverloren an das Lebensspiel,
Nun mußt, mein Mensch, du länger nicht mehr warten.
*
Sendung
Der tote Bruder schickt mich in dein Leben
und läßt dir sagen: Nie verläßt er
die Freundin, ihm verloren nur als Schwester.
Etwas von ihm blieb hier, sich zu verweben
mit einem Teil von dir; sich so zu binden,
daß du ihn sollst im Diesseits wiederfinden.
Beklagst Verlust du, ist Gewinn daneben.
So still er ist, gestillt ist auch sein Sehnen;
nur der Erfüllung fließen deine Thränen.
Zu klarer Aussicht sollst den Blick du heben!
Ganz nah dort, Freundin, auf dem lichten Hügel
spielt er und in dem Erdenspiegel,
den uns des Lebens Schatten noch umgeben,
beschaut er gern sein unverblichnes Bild,
und staunt, daß er es sei: so mild
vor der Vollkommenheit, sie anzustreben
so feurig; und das ganze Herz bereit,
zu Gott zu fliehen aus der engen Zeit,
der Staub und Blut an Kerkerfenstern kleben.
Er will nicht, daß du weinst. Es sprach der Tote:
»Geh du zu ihr, sei Ich ihr, sei mein Bote!
Tod heißt nur: zwischen ihren Sternen schweben.«