Erich Fried

Erich Fried (* 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist.

Leben und Werk

Erich Fried wuchs in Wien als einziges Kind einer jüdischen Familie auf. Sein Vater Hugo war Spediteur und seine Mutter Nellie Grafikerin. Bereits als Fünfjähriger trat er mit einer Kinderschauspielgruppe auf verschiedenen Bühnen Wiens auf. Fried besuchte das Gymnasium Wasagasse am Alsergrund. Bald nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland starb im Mai 1938 Frieds Vater an den Folgen eines Verhörs durch die Gestapo. Daraufhin emigrierte Erich Fried über Belgien nach London, wo er viele Jahre blieb. Er gründete dort die Selbsthilfegruppe Emigrantenjugend, der es gelang, viele Gefährdete, darunter auch seine Mutter, nach England zu bringen. Während des Kriegs schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten als Bibliothekar, Milchchemiker, Fabrikarbeiter durch, wurde anschließend Mitarbeiter bei zahlreichen neu gegründeten Zeitschriften und arbeitete von 1952 bis 1968 als politischer Kommentator für den German Service der BBC.

In London trat er dem Freien Deutschen Kulturbund und Young Austria bei, später auch dem Kommunistischen Jugendverband. Diesen verließ er bereits 1943 wegen zunehmender stalinistischer Tendenzen.

1944 heiratete er Maria Marburg, kurz vor der Geburt seines Sohnes Hans. Im selben Jahr erschien sein erster Gedichtband, die antifaschistische Lyriksammlung Deutschland, im Exilverlag des österreichischen PEN-Clubs.

1946 trennte er sich von Maria. Die Scheidung erfolgte 1952. Im selben Jahr heiratete er Nan Spence-Eichner, mit der er zwei Kinder, Sohn David (* 1958) und Tochter Katherine (* 1961), hatte. Nan verließ Erich Fried 1962, die Ehe wurde 1965 geschieden. 1962 kam Erich Fried (offiziell) erstmals nach seiner Flucht wieder nach Wien. 1963 wurde er Mitglied der Gruppe 47. Im Sommer 1965 heiratete er Catherine Boswell. Im Herbst kam ihre gemeinsame Tochter Petra zur Welt, 1969 die Zwillinge Klaus und Tom.

Dem Entschluss, seine Arbeit bei der BBC 1968 aufzugeben, folgte eine bis zu seinem Lebensende anhaltende Periode verstärkten schriftstellerischen und politischen Engagements, insbesondere in Deutschland. Er trug in einer Vielzahl öffentlicher Auftritte seine Gedichte bei großen politischen Veranstaltungen vor, häufig im Rahmen der 68er-Bewegung. Durch die ungewöhnliche Verbindung von Lyrik und Politik stellte er eine schillernde wie auch sehr umstrittene Persönlichkeit dar. So war er auf der einen Seite ein angesehener und geehrter Schriftsteller und erhielt sogar 1977 einen Lehrauftrag an der Universität Gießen, geriet aber auch oft in Konflikt mit der öffentlichen Meinung, wenn er offen und kritisch Stellung zu politischen Themen nahm. Fried musste sich wegen seiner Aussagen sogar vor Gericht verteidigen. So wurde er vom Berliner Polizeipräsidenten Klaus Hübner wegen Beleidigung angezeigt, weil er in einem Leserbrief, der in der Zeitschrift Der Spiegel vom 7. Februar 1972 abgedruckt wurde, die Erschießung Georg von Rauchs durch einen Polizeibeamten als „Vorbeugemord“ bezeichnet hatte. Der Prozess vor dem Amtsgericht Hamburg, bei dem Heinrich Böll als Gutachter zu Frieds Gunsten aussagte, endete am 24. Januar 1974 mit einem Freispruch.

Im Jahre 1979 überraschte Fried durch sein Buch Liebesgedichte, welches einer der erfolgreichsten Lyrikbände der deutschen Nachkriegszeit wurde und Fried einem größeren Leserkreis erschloss. Es folgten weitere Gedichtbände über Liebe, Leben, Hoffnungen und Tod, mit Gedichten wie beispielsweise Was es ist oder Als ich mich nach dir verzehrte. 1982 erlangte Erich Fried wieder die österreichische Staatsbürgerschaft, behielt zugleich aber die britische bei, die er seit Oktober 1949 besaß.

Erich Fried starb am 22. November 1988 in Baden-Baden an Darmkrebs und wurde auf dem Londoner Friedhof „Kensal Green“ beigesetzt.


Werke

  • Blutiger Freitag, 1929 (als Neunjähriger gegen den Polizeieinsatz beim Wiener Justizpalastbrand/Julirevolte)
  • Judas Weg, ca. 1943 (Gedicht aus dem Nachlass: Jesus von Nazareth als Antipode zur Moses-Figur)
  • Deutschland, 1944
  • Österreich, 1945
  • Drei Gebete aus London, 1945
  • Nacht in London, 1946
  • Gedichte, 1958
  • Ein Soldat und ein Mädchen, 1960 (sein einziger Roman)
  • Izanagi und Izanami, 1960 (Hörspiel)
  • Die Expedition, 1962
  • Reich der Steine, 1963
  • Warngedichte, 1964
  • Überlegungen, 1964
  • Kinder und Narren, 1965 (Novellen)
  • und Vietnam und, 1966
  • Indizienbeweise, 1966 (Hörspiel)
  • Anfechtungen, 1967
  • Zeitfragen, 1968
  • Befreiung von der Flucht, 1968
  • Die Beine der größeren Lügen, 1969
  • Unter Nebenfeinden, 1970
  • Die Freiheit den Mund aufzumachen, 1972
  • Neue Naturdichtung, 1972
  • Höre, Israel, 1974 (scharfe Kritik an Israel und am Zionismus)
  • Gegengifte, 1974
  • Die bunten Getüme, 1977
  • So kam ich unter die Deutschen, 1977
  • 100 Gedichte ohne Vaterland, 1978
  • Liebesgedichte, 1979
  • Lebensschatten, 1981
  • Das Nahe suchen, 1982
  • Es ist was es ist, 1983 (sein vermutlich bekanntestes Werk)
  • Angst und Trost. Erzählungen und Gedichte über Juden und Nazis, 1983
  • Beunruhigungen, 1984
  • Um Klarheit, 1985
  • Von Bis nach Seit, 1985
  • Mitunter sogar Lachen, 1986

Ausgaben

  • Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte. Wagenbach, Berlin 1991, ISBN 3-8031-0124-7.
  • Gesammelte Werke in vier Bänden, Berlin 1993.

Quelle: Wikipedia

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