Elsae Lasker-Schüler
"Mein blaues Klavier"
neue Gedichte
erschienen
Jerusalem
1943
Inhalt
Meine Mutter (Es brennt die Kerze auf meinem Tisch)
Gebet (Oh Gott ich bin voll Traurigkeit)
Die Verscheuchte (Es ist der Tag im Nebel völlig eingehüllt)
Ergraut kommt seine kleine Welt zurück
Herbst (Ich pflücke mir am Weg das letzte Tausendschön)
Ein Liebeslied (Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen)
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Meinen unvergeßlichen Freunden und Freundinnen in
den Städten Deutschlands - und denen, die wie ich
vertrieben und nun zerstreut in der Welt.
In Treue!
Nicht die tote Ruhe -
Bin nach einer stillen Nacht schon ausgeruht.
Oh, ich atme Geschlafenes aus,
Den Mond noch wiegend
Zwischen meinen Lippen.
Nicht den Todesschlaf -
Schon im Gespräch mit euch
Himmlisch Konzert . . . . . .
Und neu Leben anstimmt
In meinem Herzen.
Nicht der Überlebenden schwarzer Schritt!
Zertretene Schlummer zersplittern den Morgen.
Hinter Wolken verschleierte Sterne
Über Mittag versteckt -
So immer wieder neu uns finden.
In meinem Elternhause nun
Wohnt der Engel Gabriel . . . . .
Ich möchte innig dort mit euch
Selige Ruhe in einem Fest feiern -
Sich die Liebe mischt mit unserem Wort.
Aus mannigfaltigem Abschied
Steigen aneinandergeschmiegt die goldenen Staubfäden,
Und nicht ein Tag ungesüßt bleibt
Zwischen wehmütigem Kuß
Und Wiedersehn!
Nicht die tote Ruhe -
So ich liebe im Odem sein . . . . . !
Auf Erden mit euch im Himmel schon.
Allfarbig malen auf blauem Grund
Das ewige Leben.
Es brennt die Kerze auf meinem Tisch
Für meine Mutter die ganze Nacht -
Für meine Mutter . . . . .
Mein Herz brennt unter dem Schulterblatt
Die ganze Nacht
Für meine Mutter . . . . .
Gott baute aus Seinem Rückgrat: Palästina
aus einem einzigen Knochen: Jerusalem.
Ich wandele wie durch Mausoleen -
Versteint ist unsere Heilige Stadt.
Es ruhen Steine in den Betten ihrer toten Seen
Statt Wasserseiden, die da spielten: kommen und vergehen.
Es starren Gründe hart den Wanderer an -
Und er versinkt in ihre starren Nächte.
Ich habe Angst, die ich nicht überwältigen kann.
Wenn du doch kämest . . . . .
Im lichten Alpenmantel eingehüllt -
Und meines Tages Dämmerstunde nähmest -
Mein Arm umrahmte dich, ein hilfreich Heiligenbild.
Wie einst wenn ich im Dunkel meines Herzens litt -
Da deine Augen beide: blaue Wolken.
Sie nahmen mich aus meinem Trübsinn mit.
Wenn du doch kämest -
In das Land der Ahnen -
Du würdest wie ein Kindlein mich ermahnen:
Jerusalem - erfahre Auferstehen!
Es grüßen uns
Des »Einzigen Gotts« lebendige Fahnen,
Grünende Hände, die des Lebens Odem säen.
Immer wieder wirst du mir
Im scheidenden Jahre sterben, mein Kind,
Wenn das Laub zerfließt
Und die Zweige schmal werden.
Mit den roten Rosen
Hast du den Tod bitter gekostet,
Nicht ein einziges welkendes Pochen
Blieb dir erspart.
Darum weine ich sehr, ewiglich . . . . .
In der Nacht meines Herzens.
Noch seufzen aus mir die Schlummerlieder,
Die dich in den Todesschlaf schluchzten,
Und meine Augen wenden sich nicht mehr
Der Welt zu;
Das Grün des Laubes tut ihnen weh.
- Aber der Ewige wohnt in mir.
Die Liebe zu dir ist das Bildnis,
Das man sich von Gott machen darf.
Ich sah auch die Engel im Weinen,
Im Wind und im Schneeregen.
Sie schwebten . . . . . . . .
In einer himmlischen Luft.
Wenn der Mond in Blüte steht
Gleicht er deinem Leben, mein Kind.
Und ich mag nicht hinsehen
Wie der lichtspendende Falter sorglos dahinschwebt.
Nie ahnte ich den Tod
- Spüren um dich, mein Kind -
Und ich liebe des Zimmers Wände,
Die ich bemale mit deinem Knabenantlitz.
Die Sterne, die in diesem Monat
So viele sprühend ins Leben fallen,
Tropfen schwer auf mein Herz.
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielen Sternenhände vier
- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatur . . . . .
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür -
Auch wider dem Verbote.
Oh Gott ich bin voll Traurigkeit . . . . .
Nimm mein Herz in deine Hände -
Bis der Abend geht zu Ende
In steter Wiederkehr der Zeit.
Oh Gott, ich bin so müd, oh, Gott,
Der Wolkenmann und seine Frau,
Sie spielen mit mir himmelblau
Im Sommer immer, lieber Gott.
Und glaube unserm Monde, Gott,
Denn er umhüllte mich mit Schein,
Als war ich hilflos noch und klein,
- Ein Flämmchen Seele.
Oh, Gott und ist sie auch voll Fehle -
Nimm sie still in deine Hände . . . . .
Damit sie leuchtend in dir ende.
Könnt ich nach Haus -
Die Lichte gehen aus -
Erlischt ihr letzter Gruß.
Wo soll ich hin?
Oh Mutter mein, weißt du's?
Auch unser Garten ist gestorben! . . . . .
Es liegt ein grauer Nelkenstrauß
Im Winkel wo im Elternhaus.
Er hatte große Sorgfalt sich erworben.
Umkränzte das Willkommen an den Toren
Und gab sich ganz in seiner Farbe aus.
Oh liebe Mutter! . . . . .
Versprühte Abendrot
Am Morgen weiche Sehnsucht aus
Bevor die Welt in Schmach und Not.
Ich habe keine Schwestern mehr und keine Brüder.
Der Winter spielte mit dem Tode in den Nestern
Und Reif erstarrte alle Liebeslieder.
Wir trennten uns im Vorspiele der Liebe. . . . .
An meinem Herzen glitzerte noch hell dein Wort,
Und still verklangen wir im Stadtgetriebe,
Im Abendschleier der Septembertrübe
In einem schluchzenden Akkord.
Doch in der kurzen Liebesouvertüre
Entschwanden wir von dieser Erde fort
Durch Paradiese bis zur Himmelstüre -
Und es bedurfte nicht der ewigen Liebesschwüre
Und nicht der Küsse blauer Zaubermord.
Und meiden doch seitdem uns wie zwei Diebe!
Und nur geheim betreten wir den Ort,
Wo uns vergoldete die Liebe.
Bewahren wir sie, daß sie nicht erfriere
Oder im Alltag blinder Lust verdorrt.
Ich weinte bitterlich wenn ich es einst erführe -
Es tanzen Schatten in den dunkelgrünen Bäumen,
Die du so liebst, elf deiner guten Feen,
Die treu dein Haus und dich, du Rauschender, betreuen.
Wir leben lange schon im höheren Geschehen - -
Schneeweißer Damast liegt auf allen Seen
Aus Zauberseide wie in meinen Reimen.
Von einem jähen Hauche - kann der Vers verwehen.
Es gilt den Augenblick der Liebe zu vernehmen,
Da Heimat gegenseitig wir im Auge sehen.
Am Hange unserer Liebe süßes Schemen,
Erblüht die Königin der Nacht aus den Kakteen.
Schwer in den Wolkenbergen, die weich träumen,
Taumelt von Sternenrebenperlenüberschäumen
Der trunkne goldne Winzer und beleuchtet die Alleen.
Es kommt der Abend und ich tauche in die Sterne
Daß ich den Weg zur Heimat im Gemüte nicht verlerne
Umflorte sich auch längst mein armes Land.
Es ruhen unsere Herzen liebverwandt,
Gepaart in einer Schale:
Weiße Mandelkerne
. . . . . Ich weiß, du hältst wie früher meine Hand
Verwunschen in der Ewigkeit der Ferne . . . . .
Ach meine Seele rauschte, als dein Mund es mir gestand.
Sie wandelt an den Nachmittagen
Durch ihrer Gartengänge grüne Heiligensagen
Von frommer Dämmerung ins Himmelreich getragen.
Die Bibelfrauen: ihre Feen . . . . .
Sie hört wie sie vom Leiden der Propheten klagen,
Die schon im Weltenanfang sahn die Welt verwehen.
Sie aber lernte auf den Spitzen ihrer Füße stehen
Von den Zypressen, die das Weltenende überragen.
Zu einem sanften Tanze hebt sich leicht ihr Gehen.
Zwei weiße Schäferhunde folgen ihren Wagen,
Erzählen ihre Gliederweisen uns vom höheren Geschehen.
Erblaßt ist meine Lebenslust - . . . . .
Ich fiel so einsam auf die Erde,
Von wo ich kam hat nie ein Mensch gewußt,
- Nur du, da ich vereint einst mit dir werde.
Ich bin von Meeresbuchten weit umstellt,
Jedwedes Ding erlebe ich im Schaume.
Der Mensch, der feindlich mich ereilt, zerschellt!
Und ich weiß nur von ihm im Traume.
Und so erlebe ich die Schöpfung dieser Welt,
Auf Erden schon entkommen ihrer Schale.
Und du der Stern, der hoch vom Himmel fällt,
Vergräbt sich tief in meines Herzens Tale.
Die Abendzeit verdüstert sehr mein Blut -
Durchädert qualvoll meine müde Seele.
Nackt steigt sie wieder aus der vorweltlichen Flut
Und bangt, daß sie verkörpert hier auf Erden fehle.
Und was der Tag, noch ehe er erwacht,
Versäumte morgenrötlich zu erleben,
Reicht ihm das träumerische Bilderspiel der Nacht
In lauter bunterlei Geweben.
Es bringen ferne Hände mir nach Haus
Aus gelben Sicheln einen frommen Strauß.
Der Zeiger wandelt leise um das Zifferblatt
Der Sonnenuhr, die Gold von meinem Leben hat.
Sie glüht vom Pochen überwacht
Und läutet zwischen Nacht und Mitternacht . . . . .
Da wir uns sahen in der rätselhaften Stunde -
Dein Mund blüht tausendschön auf meinem Munde.
All meine Lebenslust entfloh
Im dunkelen Gewande mit der Abendzeit.
Ich suchte unaufhörlich einen Himmel wo . . . . .
Nur in der Offenbarung ist der Weg zu ihm nicht weit.
Ich liege wo am Wegrand übermattet -
Und über mir die finstere kalte Nacht -
Und zähl schon zu den Toten längst bestattet.
Wo soll ich auch noch hin - von Grauen überschattet -
Die ich vom Monde euch mit Liedern still bedacht
Und weite Himmel blauvertausendfacht.
Die heilige Liebe, die ihr blind zertratet,
Ist Gottes Ebenbild - - - -!
Fahrlässig umgebracht.
Darum auch lebten du und ich in einem Schacht!
Und - doch im Paradiese trunken blumumblattet.
Es ist der Tag im Nebel völlig eingehüllt,
Entseelt begegnen alle Welten sich -
Kaum hingezeichnet wie auf einem Schattenbild.
Wie lange war kein Herz zu meinem mild . . . . .
Die Welt erkaltete, der Mensch verblich.
- Komm bete mit mir - denn Gott tröstet mich
Wo weilt der Odem, der aus meinem Leben wich?
Ich streife heimatlos zusammen mit dem Wild
Durch bleiche Zeiten träumend - ja ich liebte dich . . . . .
Wo soll ich hin, wenn kalt der Nordsturm brüllt?
- Die scheuen Tiere aus der Landschaft wagen sich
Und ich vor deine Tür, ein Bündel Wegerich.
Bald haben Tränen alle Himmel weggespült,
An deren Kelchen Dichter ihren Durst gestillt -
Auch du und ich.
Ergraut kommt seine kleine Welt zurück
In meinem Herzen spielen Paradiese . . . . .
Ich aber kehre aus versunkenem Glück
In eine Welt trostlosester Entblätterung zurück.
Ein Grübchen lächelt ahnungslos aus einer Wiese,
Ein Bach, doch auf dem Grunde dürstet sein Geschick.
Ich leide sehr um sein verflüchtend Glück -
Darum ich mich des Tauchens heller Lust verschließe.
Aus meinem Herzen fallen letzte Grüße
Vom Lebensfaden ab - dir schenk ich diese.
Die Sonne heftet im Kristall der Kiese,
Noch scheidend ihren goldenen Augenblick.
Gott weint . . . . . ergraut kommt seine kleine Welt zurück,
Die Er in Seiner Schöpfung schnitt aus himmlischem Türkise.
Es lehren Flügelmenschen, die des Wegs ein Stück
Mich, meines Amtes wegen, stärken und begießen -
Und wieder jenseits in die Lüfte fließen:
Daß ich für - unerfüllte Gottesweisung – büße.
Ich sehe mir die Bilderreihen der Wolken an
Bis sie zerfließen und enthüllen ihre blaue Bahn.
Ich schwebte einsamlich die Welten all hinan,
Entzifferte die Sternoglyphen und die Mondeszeichen um den Mann.
Und fragte selbst mich scheu, ob oder wann
Ich einst geboren wurde und gestorben dann?
Mit einem Kleid aus Zweifel war ich angetan,
Das greises Leid geweiht für mich am Zeitrad spann.
Und jedes Bild, das ich von dieser Welt gewann,
Verlor ich doppelt, und auch das was ich ersann.
Ich weiß, daß ich bald sterben muß
Es leuchten doch alle Bäume
Nach langersehntem Julikuß -
Fahl werden meine Träume -
Nie dichtete ich einen trüberen Schluß
In den Büchern meiner Reime.
Eine Blume brichst du mir zum Gruß -
Ich liebte sie schon im Keime.
Doch ich weiß, daß ich bald sterben muß.
Mein Odem schwebt über Gottes Fluß -
Ich setze leise meinen Fuß
Auf den Pfad zum ewigen Heime.
Ich pflücke mir am Weg das letzte Tausendschön . . . . .
Es kam ein Engel mir mein Totenkleid zu nähen -
Denn ich muß andere Welten weiter tragen.
Das ewige Leben - »dem«, der viel von Liebe weiß zu sagen.
Ein Mensch der »Liebe« kann nur auferstehen!
Haß schachtelt ein! wie hoch die Fackel auch mag schlagen.
Ich will dir viel viel Liebe sagen -
Wenn auch schon kühle Winde wehen,
In Wirbeln sich um Bäume drehen,
Um Herzen, die in ihren Wiegen lagen.
Mir ist auf Erden weh geschehen . . . . .
Der Mond gibt Antwort dir auf deine Fragen.
Er sah verhängt mich auch an Tagen,
Die zaghaft ich beging auf Zehen.
Die Dämmerung naht - im Sterben liegt der Tag . . . . .
Sein Schatten deckt mich zu, der kühl auf einem Blatte lag,
Auf seinen roten Beeren.
Ich baute uns ein Himmelreich, dir unantastbar zu gehören
- Das an den Riffen deiner Herzensnacht zerbrach.
Die Vögel singen, und vom Nachtigallenschlag
Erzittert noch mein Bild am Wald im Bach.
Dir will ich es verehren -
Die Dämmerung naht, im Sterben liegt der Tag.
Mein Herz ruht müde
Auf dem Samt der Nacht
Und Sterne legen sich auf meine Augenlide . . . . .
Ich fließe Silbertöne der Etüde - - -
Und bin nicht mehr und doch vertausendfacht.
Und breite über unsere Erde: Friede.
Ich habe meines Lebens Schlußakkord vollbracht -
Bin still verschieden - wie es Gott in mir erdacht:
Ein Psalm erlösender - damit die Welt ihn übe.
An Ihn
Auf einmal mußte ich singen -
Und ich wußte nicht warum?
- Doch abends weinte ich bitterlich.
Es stieg aus allen Dingen
Ein Schmerz, und der ging um
- Und legte sich auf mich.
Ach bitter und karg war mein Brot,
Verblichen -
Das Gold meiner Wangen Bernstein.
In die Höhlen schleiche ich
Mit den Pantern
In der Nacht.
So bange mir in der Dämmerungweh . . . .
Legen sich auch schlafen
Die Sterne auf meine Hand.
Du staunst über ihr Leuchten -
Doch fremd dir die Not
Meiner Einsamkeit.
Es erbarmen sich auf den Gassen
Die wilden Tiere meiner.
Ihr Heulen endet in Liebesklängen.
Du aber wandelst entkommen dem Irdischen
Um den Sinai lächelnd verklärt -
Fremdfern vorüber meiner Welt.
Und hast mein Herz verschmäht -
In die Himmel wärs geschwebt
Selig aus dem engen Zimmer!
Wenn der Mond spazieren geht,
Hör ichs pochen immer
Oft bis spät.
Aus Silberfäden zart gedreht
Mein weiß Gerät -
Trüb nun sein Schimmer.
Ich träume so fern dieser Erde
Als ob ich gestorben war
Und nicht mehr verkörpert werde.
Im Marmor deiner Gebärde
Erinnert mein Leben sich näher.
Doch ich weiß die Wege nicht mehr.
Nun hüllt die glitzernde Sphäre
Im Demantkleide mich schwer.
Ich aber greife ins Leere.
Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen . . . . .
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
Ich lausche seiner Lehre,
Als ob ich vom Jenseits höre
Sprechen die Abendröte.
Es kommen Dichter mit Gaben
Zu ihm aus ihren Sternen
Vom »Alleinigen Gott« zu lernen.
Aus ihren Marmorbrüchen,
Schenkten ihm die Griechen
Das Lächeln des Apolls.
Die Körper, die ihrer Seele
Die Pforte geöffnet haben,
Werden Engel aus Rosenholz.
Ich erinnere mich meiner näher
In seinem heiligen Schwang.
Hört mich der holde Seher -
. . . . . Schluchzen in seinem Gesang
Im Ewigen Jerusalemeden,
Tröstet sein Wort Jedweden
Fern überhebendem Stolz.
Im Tempelschall seiner Gebete,
Zwischen leuchtendem Kerzengeräte,
Schlürft meine Seele seinen Gesang.
. . . . . Doch oben im Dämmermoose
Welkt ergeben die Himmelsrose
- Da er ihr Herz verschmähte.
Ich liebe dich
Und finde dich
Wenn auch der Tag ganz dunkel wird.
Mein Lebelang
Und immer noch
Bin suchend ich umhergeirrt.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Es öffnen deine Lippen sich . . . . .
Die Welt ist taub,
Die Welt ist blind
Und auch die Wolke
Und das Laub -
- Nur wir, der goldene Staub
Aus dem wir zwei bereitet:
-Sind!
In meinem Schoße
Schlafen die dunkelen Wolken -
Darum bin ich so traurig, du Holdester.
Ich muß deinen Namen rufen
Mit der Stimme des Paradiesvogels
Wenn sich meine Lippen bunt färben.
Es schlafen schon alle Bäume im Garten -
Auch der nimmermüde
Vor meinem Fenster -
Es rauscht der Flügel des Geiers
Und trägt mich durch die Lüfte
Bis über dein Haus.
Meine Arme legen sich um deine Hüften,
Mich zu spiegeln
In deines Leibes Verklärtheit.
Lösche mein Herz nicht aus -
Du den Weg findest -
Immerdar.
Ich taumele über deines Leibes goldene Wiese,
Es glitzern auf dem Liebespfade hin die Demantkiese
Und auch zu meinem Schöße
Führen bunterlei Türkise.
Ich suchte ewig dich - es bluten meine Füße -
Ich löschte meinen Durst mit deines Lächelns Süße.
Und fürchte doch, daß sich das Tor
Des Traumes schließe.
Ich sende dir, eh ich ein Tropfen frühes Licht genieße,
In blauer Wolke eingehüllte Grüße
Und von der Lippe abgepflückte eben erst
erblühte Küsse. Bevor ich schwärmend in den Morgen fließe.
Es ist so dunkel heut am Heiligen Himmel . . . . .
Ich und die Abendwolken suchen nach dem Mond -
Wo beide wir einst vor dem Erdenleben,
Schon nahe seiner Leuchtewelt gewohnt.
Darum möcht ich mit dir mich unlösbar verweben -
Ich hab so Angst um Mitternacht!
Es schreckt ein Traum mich aus vergangenem Leben
An den ich gar nicht mehr gedacht.
Ich pflückte mir so gern nach banger Nacht
Vom Berg der Frühe lichtgefüllte Reben.
Doch hat die Finsternis mich umgebracht -
Geopfert deinem Wunderleben.
Und es verblutet, was du mir,
Ich dir gegeben,
Und auch das bunte Sternenzeichen
Unserer engverknüpften Hand,
Das Pfand!!
Und neben mir und dein -
Auf meinem Herzen süßgemalt enthobnem Sein
- Tröstet mich ein Fremder übermannt.
Ihm mangelt an der Ouvertüre süßem Tand
Streichelnder Flüsterspiele seiner Triebe,
Verherrlichend den keuschen Liebeskelch der Liebe.
Ich säume liebentlang durchs Morgenlicht,
Längst lebe ich vergessen - im Gedicht.
Du hast es einmal mir gesprochen.
Ich weiß den Anfang -
Weiter weiß ich von mir nicht.
Doch hörte ich mich schluchzen im Gesang.
Es lächelten die Immortellen hold in deinem Angesicht,
Als du im Liebespsalme unserer Melodie,
Die Völker tauchtest und erhobest sie.
Es ist am Abend im April.
Der Käfer kriecht ins dichte Moos.
Er hat »so« Angst - die Welt »so« groß!
Die Wirbelwinde hadern mit dem Leben,
Ich halte meine Hände still ergeben
Auf meinem frommbezwungenen Schoß.
Ein Engel spielte sanft auf blauen Tasten,
Langher verklungene Phantasie.
Und alle Bürde meiner Lasten,
Verklärte und entschwerte sie.
Jäh tut mein sehr verwaistes Herz mir weh -
Blutige Fäden spalten seine Stille.
Zwei Augen blicken wund durch ihre Marmorhülle
In meines pochenden Granates See.
Er legte Brand an meines Herzens Lande -
Nicht mal sein Götterlächeln
Ließ er mir zum Pfande.
Meine Dichtungen, deklamiert, verstimmen die Kla-
viatur meines Herzens. Wenn es noch Kinder wären,
die auf meinen Reimen tastend meinetwegen klimper-
ten. (Bitte nicht weitersagen!) ich sitze noch heute
sitzengeblieben auf der untersten Bank der Schul-
klasse, wie einst... Doch mit spätem versunkenen
Herzen: 1ooo und z-jährig, dem Märchen über den
Kopf gewachsen.
Ich schweife umher! Mein Kopf fliegt fort wie ein
Vogel, liebe Mutter. Meine Freiheit soll mir niemand
rauben, - sterb ich am Wegrand wo, liebe Mutter,
kommst du und trägst mich hinauf zum blauen Him-
mel. Ich weiß, dich rührte mein einsames Schweben
und das spielende Ticktack meines und meines teuren
Kindes Herzen.
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